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Magath akzeptiert den
HSV als Mitfavoriten

Hanseaten stoppen mit 2:0 die Siegesserie der Bayern

Hamburg (dpa). Während die Fußballprofis des Hamburger SV mit ausgelassenen Freudentänzen ihren größten Sieg seit Jahren feierten, schlichen Oliver Kahn, Michael Ballack & Co. trotz des Endes ihrer Rekordserie fast schon erleichtert in die Kabine.

»Irgendwie sind wir auch froh, dass diese Serie mal zu Ende ist. Irgendwann nervt es, und es wird ein unangenehmer Druck. Jetzt können wir uns wieder auf die Normalität konzentrieren«, sagte Kahn, der mit dem deutschen Meister Bayern München nach 15 Bundesliga-Siegen durch das 0:2 beim HSV die erste Niederlage seit dem 12. März (0:1 beim FC Schalke) kassiert hatte.
»Nach so einer langen Serie braucht man einmal einen vor die Nase«, meinte der Nationaltorhüter. Ausgerechnet in bester Bayern-Manier holten die Hanseaten die schon als unschlagbar titulierten Münchener drei Tage vor deren Champions-League-Heimspiel gegen den FC Brügge auf den Boden der Tatsachen zurück. Die äußerst engagierte Elf von Trainer Thomas Doll verlor zu keinem Zeitpunkt die Ordnung, spielte geduldig und nutzte die Chancen gegen den »mit angezogener Handbremse« (Ballack) aufgelaufenen Tabellenführer eiskalt. »Sie ist keine Übermannschaft. Sie ist eine sehr gute Mannschaft, aber dass sie schlagbar ist, haben wir heute nachgewiesen«, gestand ein zerknirschter Bayern-Manager Uli Hoeneß, und schob zugleich eine Kampfansage hinterher: »Wir werden schon am Dienstag in der Champions League gegen den FC Brügge ein besseres Spiel sehen.«
Bereits beim gestrigen Training war bei den weiter an der Tabellenspitze thronenden Münchnern der Ärger über die bittere Auswärtspleite verraucht und der Blick ganz auf die europäische Königsklasse gerichtet. »Wir haben in der Champions League Großes vor, da werden wir ganz anders auftreten«, versprach Kahn und hatte die spannende und zuweilen hitzige Partie vom Samstag abgehakt. Dort hatte nach dem 1:0 durch den Niederländer Rafael van der Vaart (10. Minute) der Ex-Münchener Piotr Trochowski (62.) vor 55 800 Zuschauern in der ausverkauften AOL-Arena für das 2:0 und die Entscheidung gesorgt. »Ich habe es einfach genossen«, erklärte der Mittelfeldakteur, der sich beim 0:3 in München vor acht Monaten nach einem Foul schwer am Sprunggelenk verletzt hatte.
Durch den Sieg mauserten sich van der Vaart & Co zum härtesten Bayern-Konkurrenten - und das Lob von FCB-Coach Felix Magath blieb nicht aus. »Nach sieben Spieltagen kristallisiert sich eine Tabelle heraus. Es sieht so aus, als wäre der HSV Meisterschaftsfavorit«, sagte der Ex-HSV-Coach gestern und setzte damit den Konkurrenten unter den Druck, an dem schon so mancher Herausforderer gescheitert ist. So gelang Schalke nach dem umjubelten 1:0 im März nicht mehr viel - der Rekordchampion aus dem Süden wurde in der Vorsaison überlegen Meister.
Ob der HSV mit der Bürde eines Bayern-Konkurrenten umgehen kann, wird sich zeigen. Stark genug fühlen sich die Hamburger allemal. »Jeder hat Vertrauen in die eigene Qualität und die des anderen. Wir wollten zeigen, dass es noch andere Mannschaften gibt als Bayern«, sagte Verteidiger Khalid Boulahrouz, der Roy Makaay völlig abmeldete.

Artikel vom 26.09.2005