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Die Nummer 10, sie war in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und in den Klubs früher immer für die Rasen-Regisseure reserviert. Fritz Walter, Wolfgang Overath oder Günter Netzer, sie spielten den klassischen »Zehner«. In der WM-Auswahl 2006 ist diese Ziffer nicht mehr so gefragt. Michael Ballack läuft lieber mit der »13« auf.

»Zehner«-Regie

In der Liga gibt es sie aber natürlich noch, die Dirigenten, die gern mit der »10« antreten. Wie beim FC Schalke 04. Da darf sich Lincoln seit seinem Dienstbeginn im Sommer 2004 dieses Trikot überstreifen. Eine besondere Auszeichnung. Und der Brasilianer zeigte eine Saison lang, dass er völlig zu Recht die »Zehner-Aufgabe« erfüllen durfte.
Allerdings: Serie zwei lief für Lincoln bei den Königsblauen nicht so gut an. Die Rote Karte nach der Spuck-Attacke im Liga-Pokalfinale, vier Wochen Sperre, zwei verschossene Elfmeter, die Leichtigkeit seines Spiels war weg. Gegen die Bayern gab Lincoln zuletzt nur einen Nebendarsteller, in der Champions League-Partie in Istanbul zeigte er jetzt endlich wieder seine Klasse.
Ja, sie sind von der Form des Mittelfeldmannes abhängig, die Schalker. Trainer Ralf Rangnick bekennt offen, wie sehr das Spiel auf ihn zugeschnitten ist: »Es ist schon so: Wenn Lincoln gut drauf ist, spielen wir auch gut.« Besonders gern tritt der Brasilianer in der Veltins-Arena an. Aber daraus wird vorerst nichts. Nach den 90 Minuten von Istanbul stehen mit dem Anpfiff in Wolfsburg, der Pokal-Partie in Frankfurt und dem Verfolger-Duell in Hamburg drei Auswärtsspiele in Serie auf dem Schalker Terminkalender.

»Zehner«-Träger

Neben dem FC Schalke 04 haben noch ein paar Bundesligisten Schlüsselfiguren in ihrem Aufgebot, denen sie die Nummer 10 überreichten. Werder Bremen wird von Johan Micoud geführt. Nicht mehr so gut wie im Meisterjahr, aber der Franzose hat Besserung gelobt. In Berlin schwingt der Brasilianer Marcelinho den Hertha-Taktstock, in Dortmund bemüht sich der Tscheche Tomas Rosicky um kreative Spielzüge.
Sergej Barbarez gibt in Hamburg den »Zehner«. Der Bosnier kann alles: dirigieren und vollstrecken. Und auch mal austeilen. Wie Andres d'Alessandro in Diensten des VfL Wolfsburg. Der Argentinier zeichnet sich ebenfalls als Mann für den richtigen Pass und den trefflichen Schuss aus. Zu seinem Repertoire gehört außerdem die »Schauspielerei«.

Falsche »Zehner«

Die wird auch Fatmir Vata oft unterstellt. Der Albaner, der »Zehner« der Bielefelder Arminia. Ziffer und Auftrag passen hier allerdings nicht wirklich zusammen. Vata ist kein echter Regisseur, aber dafür ein unberechenbarer Offensivspieler. Seit Wochen fehlt er verletzt. Da merkten die Arminen wieder mal, wie wichtig er ist.
Das Trikot mit der »10«. In Köln haben sie es dem Ass gegeben. Für Lukas Podolski wird das Hemd, das einst in diesem Verein Wolfgang Overath trug, aber immer schwerer. So jung - und schon so stark in der Verantwortung.
Auch beim Meister streift ein Profi das Trikot mit der legendären »10« über, der wie Podolski zu den Torjägern gerechnet wird. Roy Makaay kannte da aber keine Hemd-Hemmungen. Her damit. Allerdings: Die »Zehn« auf dem Platz, die hat der Niederländer zuletzt am 27. August geschossen.
Klaus Lükewille

Artikel vom 22.10.2005