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»Hier ist das Volksparkstadion.« »Wir schalten jetzt um in das Müngersdorfer Stadion.« »Im Waldstadion ist gerade ein Tor gefallen.« »Das Westfalen-Stadion ist wieder einmal bis auf den letzten Platz ausverkauft.«

Neue Namen

Waren das noch Zeiten, waren das noch Namen. Wie zum Beispiel in Hamburg, in Köln, in Frankfurt und in Dortmund. Die oben erwähnten Spielstätten heißen jetzt anders. Ganz anders. AOL-Arena, RheinEnergie-Arena, Commerzbank-Arena und Signal Iduna Park. Die Kassen müssen klingeln, die Bilanzen sollen stimmen. Also verhökern die Vereine auch die Titel-Rechte ihrer Stadien.
Wie jetzt zuletzt die Nürnberger. Trotz vieler Widerstände, die es hier schon seit mehr als einem Jahr gegeben hat - die Entscheidung ist gefallen. Der Club kickt ab sofort nicht mehr im Frankenstadion, der neue Spielplatz heißt easyCredit-Stadion.
Also alles »easy«? Von wegen. Denn nur noch sechs Vereine, die haben noch keine Werbe-Namen vor dem Eingang. Werder Bremen (Weserstadion), Hertha BSC Berlin (Olympia-Stadion), FSV Mainz 05 (Stadion am Bruchweg), der 1. FC Kaiserslautern (Fritz-Walter-Stadion), Borussia Mönchengladbach (Borussia-Park) und der MSV Duisburg (MSV-Arena) - sie widerstanden der lukrativen Verlockung. Wie lange noch? Bis das passende Angebot kommt?

Alte Stätten

Klar, alle Einnahmemöglichkeiten werden ausgeschöpft. Aber mit der Vergabe der Stadien-Namen haben die Vereine auch ein Stück ihrer Seele verkauft. Zum Fußball gehört die Tradition. Feste Begriffe, die für alle Zeiten gelten. Und wo spielt Hannover 96 heute? Nein, nicht mehr im Niedersachsenstadion, sondern in der AWD-Arena. Oder Arminia Bielefeld. Nein, nicht mehr auf der Alm, sondern in der SchücoArena.
In der zweiten Bundesliga hält sich die Vermarktung der Stadien-Namen noch in Grenzen. Gerade mal vier Vereine schlossen Verträge mit Sponsoren ab: der SC Freiburg, TSV 1860 München, SpVgg Unterhaching und die SpVgg Greuther Fürth. Ansonsten gibt es in dieser Klasse noch viele unverwechselbare Adressen. Bochum und das Ruhrstadion. Offenbach und der Bieberer Berg. Karlsruhe und das Wildparkstadion. Aachen und der Tivoli.
Oder im Ausland: Einmal Wembley, immer Wembley. In Mailand soll die Arena für alle Zeiten Guiseppe Meazza-Stadion heißen. Und selbst die Schweizer, die die Geld-Maximierung ja nicht unbedingt ablehnen, tauften ihren Berner Neubau »Stade de Suisse«. Und nicht »Credit-Arena«.

Junge Partner

Dagegen kennt und benennt man in Deutschland inzwischen die Fußball-Plätze vorzugsweise nach Instituten, die Geschäfte mit dem Euro und dem Dollar machen. Commerzbank-Arena, AWD-Arena und easyCredit-Arena.
Irgendwie sind die Entscheidungen für diese Partner aber konsequent. Denn in der Bundesliga geht es ja längst nicht mehr nur noch um Tore und Punkte -, sondern in erster Linie um Geld.
Bei der WM, da ist indes alles anders. So wie früher. Da dürfen die deutschen Schauplätze keine Werbe-Titel führen. Da kicken sie wieder im Frankenstadion oder im Westfalenstadion. Aber keine Sorge: Selbstverständlich werden die WM-Arenen natürlich trotzdem verkauft. Der Weltverband FIFA kassiert für die Reklame-Rechte im Innenraum hohe Honorare.
Klaus Lükewille

Artikel vom 18.03.2006