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Sie wird immer verrückter, diese Bundesliga. Klar, Trainer-Trennungen sind hier längst Alltag. Schon seit 1963. Aber das gleich zwei Traditions-Vereine in der Rückrunde 2005/2006 »Platzhalter« auf die Bank setzen, das hat es noch nie gegeben. Der FC Schalke 04 und der VfB Stuttgart fanden nicht sofort den richtigen ersten Mann - und holten die zweite Wahl.

Schalker Zeitspiel

Als die Königsblauen den Assistenten zum Chef beförderten, da wunderte sich selbst Rudi Assauer. Der Manager, der an dieser Personal-Entscheidung nicht beteiligt war, schüttelte den Kopf: Nee, auf den wäre er nie gekommen. Niemals. Und der Aufsteiger Mirko Slomka, er kann es auch immer noch nicht so richtig glauben.
Wie zuletzt beim Schützenfest. 7:4 gewann der FC Schalke 04 gegen Bayer Leverkusen. Für Slomka, den neuen Coach, war dieses sensationelle Ergebnis ein »Erlebnis«. Mehr staunender Fan als verantwortlicher Fußball-Lehrer, so hatte er den packenden »Elferpack« gebannt verfolgt.
Dabei war es Slomkas erster ganz großer Sieg. Drei Punkte und sieben Tore auf dem weiten Weg zur Vertragsverlängerung? Hier spielen die Königsblauen auf Zeit. Und wenn der »Neue« mit der Mannschaft die Champions League erreichen sollte - darf er dann bleiben? Vielleicht. Mal sehen. Abwarten. Eventuell.

Stuttgarter Wahl

Unverbindliche Ankündigungen. Die werden in diesen Tagen auch beim VfB Stuttgart serviert. Da »genehmigten« sie sich den Wechsel vom Welt-Trainer zum Provinz-Coach. Armin Veh löste Giovanni Trapattoni ab. Ein Kulturschock für die VfB-Kicker.
Das neue Arbeitsverhältnis wurde zunächst bis zum Saisonende befristet. Klar: Veh gilt nur als Übergangslösung. Was Teammanager Horst Heldt so nicht stehen lassen möchte. Nein, sein Verein plane in dieser wichtigen Personalie langfristig. Und Veh bekommt weiter eine Chance. Trotz der beiden Start-Niederlagen. Wenn seine Gesamt-Bilanz stimmen sollte, kann über alles geredet werden.
Aber natürlich werden sie schon sehr bald auch mit anderen Kandidaten sprechen. Wie die Herren im Revier. Mit namhafteren Trainern. Mit Ottmar Hitzfeld, Christoph Daum oder Guus Hiddink. FC Schalke 04 und der VfB Stuttgart halten sich schließlich für ganz besondere Vereine. International anerkannte Experten, die würden prima passen. Aber doch nicht die Anfänger Slomka und Veh.

Nürnberger Plan

Wie diese Liga so tickt: Beim 1. FC Nürnberg drehen sich die Uhren genau anders herum. Da verpflichteten sie mit Hans Meyer einen »Retter« auf Zeit. Denn von Anfang an war eigentlich klar: Meyer, schon Fußball-Rentner, sollte nur bis zum hoffentlich erfolgreichen Saison-Abschluss auf der Bank sitzen.
Aber nach ein paar Partien und ein paar Punkten sind die Verantwortlichen in Nürnberg von Meyer begeistert. Vor allem Präsident Michael A. Roth, der ja eigentlich nicht als ausgewiesener Trainer-Anwalt angesehen werden kann. Er hat sie beim Club schon serienweise gekippt, die Fußball-Lehrer.
Doch der Meyer, der soll weitermachen. Da sieht Roth nicht schwarz. Das ist endlich mal der richtige Mann. Keine Notlösung. Kein Coach auf Zeit. Nein, ein Trainer von gestern für die Mannschaft von morgen. Wie lange?
Klaus Lükewille

Artikel vom 18.02.2006