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Einer ist immer der »Depp«. Irgendwer. Irgendwann. Irgendwo. An jedem Spieltag darf in mindestens einem Stadion besichtigt werden, wie ein dicker persönlicher Schnitzer das Spiel entscheidet - oder ihm eine wichtige Wende geben kann.

Doppel-Fehler

Fehler gehören zum Fußball. Ohne Fehler würden keine Tore fallen. Das weiß selbstverständlich ein erfahrener Fachmann wie Bert van Marwijk. Er hat in seiner Kicker-Karriere garantiert auch nicht jede Kugel gestoppt. Doch der niederländische Trainer in Diensten der Dortmunder Borussia, er war nach der Niederlage gegen Hannover 96 restlos sauer.
Es gibt für van Marwijk erlaubte Patzer - und unverzeihliche Fehler. Hochgradig ärgerlich, wenn dann gleich zwei dieser folgenschweren Aussetzer in einer Partie passieren, die deshalb dann prompt 0:2 verloren geht.
David Odonkor und Phillip Degen leisteten sich gegen Hannover Abspiele, die leider beim Gegner landeten. Unkontrollierte Quer- und Rückpässe vor dem eigenen Strafraum, das lernt jeder Fußball-Schüler, sollte man möglichst unterlassen. Odonkor und Degen hatten das offensichtlich vergessen. Sie bedienten die Gäste, sie waren am vergangenen Samstag die Dortmunder »Deppen«.

Solo-Schnitzer

Eine Woche vorher, in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen: Black-Out beim schwarzen Mann aus Bremen. Der Brasilianer Naldo, immerhin 1,92 Meter lang, verlor schon nach zwei Minuten völlig die Übersicht. Er wollte den Ball zu seinem Torwart Andreas Reinke zurück spielen. Etwas zu sorglos, viel zu lässig. Das ahnte oder »roch« der Schalker Angreifer Kevin Kuranyi. Er nahm das Geschenk natürlich dankend an.
Das bittere Bremer Ende: Sie schafften zwar noch den Ausgleich, fuhren dann aber doch mit einem 1:2 im Gepäck wieder zurück an die Weser. Das schnelle 0:1 hatte die Partie sicher nicht leichter gemacht. Naldo, der »Dussel« in der Arena. Nun sind Werders Verantwortliche allerdings sehr besonnene Leute, die ihre Spieler in der Öffentlichkeit nicht so schnell kritisieren. Aber hinter verschlossenen Türen, da haben Trainer Thomas Schaaf und Sport-Direktor Klaus Allofs mit dem Südamerikaner garantiert Klartext gesprochen. So ein leichtsinniges Ding, das wollen sie nicht noch einmal sehen.

Tor-Verhinderer

Ging zuletzt auch nicht. Denn sie verpassten Naldo erst einmal eine »Denkpause«. Er fehlte beim 2:0 gegen Duisburg und gehörte jetzt beim 5:1 in der Champions League gegen Athen nur zum nicht eingesetzten Reserve-Aufgebot.
Wenn die Ersatzbank zur Strafbank wird. Der Kölner Youssef Mokhtari hockte da am Dienstag in der Duisburger MSV-Arena. Der Marokkaner hatte kein Gegentor verschuldet, aber sein Fehler war genau so fatal. Er verhinderte einen wichtigen FC-Treffer. In der Partie gegen Schalke führte Köln mit 2:1, bei einem Konter ignorierte Mokhtari zwei besser postierte Kollegen und wollte das wahrscheinlich entscheidende 3:1 unbedingt selbst machen. Voll daneben. Endstand: 2:2. Und seitdem sitzt der Stürmer draußen.
Trainer fackeln da nicht lange. Wer solche Böcke schießt, der bekommt eben eine Auszeit. Aber da können sie noch so laut mahnen und warnen, der nächste dicke Patzer, der kommt bestimmt. Wahrscheinlich schon an diesem Wochenende. Dann ist wieder einer der Depp. Klaus Lükewille

Artikel vom 10.12.2005