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Sie sind weg. Aber immer noch auf Ballhöhe. Die in der Vorrunde beurlaubten Trainer, sie verfolgen selbstverständlich weiter das Liga-Geschehen mit größtem Interesse - und dabei vor allem die Auftritte ihrer ehemaligen Mannschaften.

Rangnick-Rolle

Mit einer umjubelten »Ehrenrunde« hat sich Ralf Rangnick aus der Schalker Arena verabschiedet. Dafür haben sie ihn dann endgültig von der Bank gekippt. Dass dann ausgerechnet sein Assistent Mirko Slomka den Platz einnehmen durfte, hat Rangnick gar nicht gefallen - und er kritisierte das auch deutlich.
Das Ende einer Trainer-Freundschaft. Denn Rangnick sah darin sogar ein bisschen »Verrat«, schließlich hatte er Slomka von Hannover mit zu den »Königsblauen« genommen. Jetzt muss der entlassene Fußball-Lehrer Spiel für Spiel registrieren: Dieser Slomka, der verliert einfach nicht.
Der Trainer a.D. hätte ja vielleicht auch schon wieder ein paar Siege feiern können, aber er schlug in der Winterpause gleich zwei Angebote aus. In Wolfsburg genehmigte er sich eine zu lange Bedenkzeit, in Köln wollte er nicht unterschreiben. Also bleibt Rangnick weiter in der Beobachter-Rolle. Und wartet gelassen auf die nächste Offerte. Die könnte demnächst aus Berlin kommen.

Lienen-Lage

Ewald Lienen, der Zettel-Fan, dürfte auf den Wunschzetteln der Bundesligisten dagegen nicht mehr so ganz weit oben stehen. Die Vereine haben schon registriert, wie das läuft, wenn sie den ehemaligen Bielefelder Dribbelkünstler engagieren. Dann geht es zunächst gut bis sehr gut - und nach ein, zwei Jahren geht wenig bis gar nichts mehr.
MSV Duisburg, Hansa Rostock, 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach und zuletzt Hannover 96, das waren Lienens Trainer-Stationen. Nirgendwo erfüllte er den Vertrag bis zum letzten Tag, immer und immer wieder »durfte« er vorzeitig die Bank räumen. Während die Kollegen Klaus Augenthaler, Wolfgang Wolf und sogar »Rentner« Hans Meyer schon wieder im erstklassigen Geschäft sind, wird Lienen wohl noch ein bisschen zuschauen müssen.
Dabei beobachtet der beurlaubte Coach mit Sicherheit den Weg von Hannover 96 ganz genau. Das war seine letzte Arbeitsstelle. Bis Anfang November. Und seitdem er nicht mehr da ist, geht es bei den Niedersachsen in der Tabelle nur noch nach oben. Von 12 auf 6.

Rapolder-Reinfall

In Köln hat sich dagegen nichts geändert. Gar nichts. Die verlieren weiter und torkeln dem Abstieg entgegen. Uwe Rapolder bekam nach der 1:4-Niederlage in Bielefeld die Papiere. Am 18. Dezember 2005, ein paar Tage vor dem Fest. Es gibt sicherlich schönere Weihnachtsgeschenke.
Ein Trainer-Wechsel beim 1. FC Köln, der total platzte. Denn mit dieser überforderten Mannschaft nicht zu gewinnen, das hätte Rapolder auch geschafft. Das hat er oft genug vorgemacht.
Der doppelte Reinfall am Rhein. Ein Vorstand, der vergeblich die Notbremse zog. Und ein Fußball-Lehrer, der zwar weiter sein Gehalt kassiert, der aber viel Lehrgeld zahlen musste. Doch Rapolder wollte ja unbedingt aus Bielefeld weg. Die große Liga-Welt lockte. Der 1. FC Köln erwies sich aber leider als kleine Nummer. Wenn Rapolder nach Spieltag 23 auf die Tabelle blickt, müsste er Tränen in den Augen haben. Arminia hat 27 Punkte, Köln erst 15.
Klaus Lükewille

Artikel vom 04.03.2006