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Die weltmeisterliche Saison läuft. Und für die Gastgeber fand nach den nationalen Auftaktrunden der erste internationale Härtetest statt. Wie stark sind die deutschen Vereine? Der Eindruck: Nach Titeln und Triumphen im Fußball-Sommer 2006 sieht es bisher nicht aus.

Bayern-Bilanz

Nur ein Bundesligist hat nach 180 Europacup-Minuten immer noch eine blütenweiße Weste. Allerdings: Ein paar ganz kleine Flecken wollen die Kritiker aber doch entdeckt haben. Gewinnen reicht eben nicht allen, die Mannschaften haben gefälligst auch noch schön zu spielen.
Der FC Bayern München leistete diese nur sehr schwer zu erfüllende Doppel-Anforderung bisher nur zur Hälfte. 1:0 in Wien, 1:0 gegen Brügge. Minimale Resultate mit einer maximalen Ausbeute. Denn die zwei Treffer brachten schließlich sechs Punkte, mehr geht nicht. Doch es wird trotzdem gestichelt und gemeckert: Warum kicken die nicht etwas eleganter?
Weil in der Anfangs-Phase der Champions League wichtig ist, mit möglichst wenig Aufwand viel Ertrag zu erzielen. Hier präsentierten sich die Bayern jetzt schon absolut meisterlich. Und Manager Uli Hoeneß stellte sich vor Mannschaft und Trainer: »Wer Kunststücke und Zaubereien erwartet, der soll in den Zirkus gehen.«

Werder-Lektion

Die Bremer, in der Bundesliga höchst treffliche Tor-Artisten, sind auf dem internationalen Parkett bisher ziemlich ratlos. Zwei Spiele, zwei Niederlagen. 0:2 gegen Barcelona. 1:2 in Athen. Letzter der Vorrundengruppe C. Das ist meilenweit hinter den Erwartungen - und auch den Möglichkeiten, die diese gut besetzte Werder-Auswahl hat.
Nach dem ersten Vorrunden-Drittel der Champions-League schon alles aus und vorbei? Vielleicht hat diese Mannschaft, 2004 Meister, 2005 Dritter, tatsächlich noch nicht das Format für die europäische Elite-Klasse. Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison gab es gegen den französischen Vertreter Olympique Lyon mit 0:3 und 2:7 zwei Lehrstunden.
Wie man aus Lektionen lernt, scheint der FC Schalke 04 ziemlich schnell begriffen zu haben. Dem verspielten Königsklassen-Start beim 0:1 in Eindhoven folgte jetzt eine ganz starke Vorstellung. Der AC Mailand ist schließlich eine ganz hohe Hausnummer, das 2:2 war hoch verdient. Respekt. Aber noch wichtiger sind zwei Siege in den nächsten Duellen. Da steht Schalke gegen Fenerbahce Istanbul und Trainer Christoph Daum auf der internationalen Waage.

Pflicht und Pannen

Als zu leicht befunden wurden hier schon zwei Bundesligavereine. Das frühe »Aus« in Uefa-Cup-Runde eins, es erwischte es den FSV Mainz 05 und Bayer Leverkusen. Während man vor dem Karnevalsverein angesichts eines starken Gegners wie dem FC Sevilla trotzdem noch die Kappe ziehen könnte, geht in Leverkusen den Fans der Hut hoch. Kein Tor in 180 Minuten gegen ZSKA Sofia - das war ein Offenbarungseid.
Die drei Klubs, die die Gruppenphase erreichten, sollten allerdings auch nicht allzu stolz sein. Dem Hamburger SV ging in Kopenhagen der Schiedsrichter »zur Hand«, der VfB Stuttgart hätte in Slowenien beinahe im Regen gestanden. Und die Berliner Hertha erwischte einen Rivalen, gegen den ein ambitionierter Bundesligist schon mit der Reserve-Auswahl weiterkommen sollte. 1:0 und 3:1 wurde Apoel Nikosia geschlagen. Das war Pflicht, mehr nicht.
Klaus Lükewille

Artikel vom 01.10.2005