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Hansi Müller warf seinem Trainer Lothar Buchmann wütend das Trikot vor die Füße. Jürgen Klinsmann trat verärgert in die Werbe-Säule. Wenn sie vom Platz geholt werden und nicht mehr mitspielen dürfen, dann flippen auch Nationalspieler schon mal aus.

Klasnic-Attacke

Noch schlimmer ist es aber für manche Profis, dass sie gar nicht erst aufgestellt werden. Da können sie laut werden, in einigen Fällen sogar zu laut. Wie zuletzt Ivan Klasnic. Der Angreifer des SV Werder Bremen sollte gegen Hannover erst ab Minute 79 mitschießen, deshalb zielte er auf seinen Trainer. Nein, Klasnic verstand überhaupt nicht, wieso, weshalb und warum Thomas Schaaf ihn nicht mehr in der ersten Garnitur berücksichtigt hatte.
Nun sind alle Fußball-Lehrer der Meinung, dass Reservisten nie zufrieden sein dürfen. Eine Frage der Einstellung ist die legitime Forderung nach der Aufstellung. Echte Profis wollen mit am Ball sein. In jedem Spiel. Doch die beste Empfehlungsform bleibt hier weiter die Trainingsleistung.
Weitaus weniger geschätzt wird öffentliche Kritik an die Adresse der Verantwortlichen. Da hat sich Klasnic jetzt ein bisschen zu weit aus dem Fenster gelehnt - und schon ist er dabei »nass« gemacht geworden. Denn Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs kauften sich den renitenten Angreifer und forderten ihn auf: So nicht wieder, Herr Klasnic.

Podolski-Kritik

Maulende Reservisten können schließlich das Betriebsklima erheblich stören. Und sogar im schlimmsten Fall für den Absturz in der Tabelle mitverantwortlich sein. In Köln lief dieser »Film« ab. Uwe Rapolder, der neue Trainer, der aus Bielefeld gekommen war, er suchte gleich die Machtprobe und setzte im Herbst 2005 seinen Star mehrfach auf die Bank.
Lukas Podolski kickte damals wirklich nicht gut. Rapolder ließ ihn draußen. Keine Extrawurst, auch nicht für Nationalspieler. Der Sitzplatz am Rasen-Rand muss Podolski aber wie ein Grill vorgekommen sein. Er war richtig heiß, feuerte zurück und übte Systemkritik - ausgerechnet gegen den Ober-Taktierer Rapolder.
Das schlechte Ende ist bekannt. Podolski durfte natürlich wieder spielen, Rapolder musste gehen. Und heute? Kölns Publikumsliebling kickt weiter schlecht, der FC steht vor dem Abstieg. Nur eins hat sich geändert: Jetzt hält Podolski wengistens die Klappe.

Metzelder-Rolle

Auch Christoph Metzelder schweigt. Er ist clever genug, um zu wissen: Reden bringt im Moment nichts. Gar nichts. Still setzte sich der Verteidiger auf die Dortmunder Ersatzbank. Schon seit Wochen. Für ein paar Minuten durfte er dann meistens doch noch mitmachen. Wie zuletzt beim 4:2 in Hamburg. 120 Sekunde lang.
Dabei steht für Metzelder viel auf dem Spiel. Er hat ein großes Ziel - die WM 2006. Sein Glück: Bundestrainer Jürgen Klinsmann steht zu ihm. Zuletzt, beim 4:1-Erfolg gegen die USA, da spielte Metzelder. 90 Minuten. Für Deutschland. In Dortmund.
Eine groteske Situation: In Dortmund ist er nur zweite Wahl. In Mönchengladbach darf er jetzt nur auflaufen, weil Rivale Markus Brenzska seine Gelbsperre absitzen muss. Aber er hat einen guten Grund, die schwere Reserve-Rolle etwas gelassener zu ertragen. Denn Metzelder weiß: Bei Klinsmann zählt er zur ersten Garnitur.
Klaus Lükewille

Artikel vom 01.04.2006