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Abpfiff. Es gibt ein paar Spieler, für die ist das an diesem Samstag gegen 17.15 Uhr das endgültige Abschieds-Signal. Der letzte Triller-Ton im Fußball-Oberhaus, dann räumen sie den deutschen Rasen.

Bayern-Finale

Michael Ballack dürfte seit Wochen diesen Pfiff herbei sehnen. Denn inzwischen pfeifen sie in München ja auf ihn. Wer die großen Bayern verlässt, der wird klein gemacht. So reden sie Ballack seit längerer Zeit schlecht. Das vorläufige Schlusswort hatte Franz Beckenbauer, der den Abwanderer nach dem Berliner Pokalfinale gegen Frankfurt noch einmal ordentlich abwatschte.
Aber Ballack ist ja schon bald wieder in München. Denn sein nächstes Pflichtspiel findet ausgerechnet in der Allianz-Arena statt. Am 9. Juni, wenn Deutschland gegen Costa Rica das Weltmeisterschafts-Turnier eröffnet. Dann betritt er als erster Mann seiner Elf den Rasen. Und wer wagt da noch zu pfeifen, wenn der deutsche Kapitän einmarschiert?
Beifall gibt es garantiert vor dem Bayern-Finale für einen Franzosen. Bixente Lizarazu beendet seine große Karriere. Ein Profi der Extra-Klasse: Welt- und Europameister, Champions League-Gewinner, er sammelte 21 Titel. Es gibt nicht viele, die hier noch mehr zu bieten haben. Und Lizarazu spielte immer an der Grenze: in seinen besten Tagen Weltklasse. Ein Profi mit Profil. Wieder einer weniger in der deutschen Liga.

Schalke-Schluss

In diese Kategorie gehört auch Ebbe Sand. Ein toller Typ, der jetzt beim FC Schalke 04 aussteigt. Nach sieben Jahren in Königsblau zieht es Sand wieder in seine dänische Heimat zurück. Sie hätten ihn auch gern im Revier gehalten, die Schalker. Aber in diesem Verein sind alle wichtigen Posten langfristig besetzt. Und den »Frühstücksdirektor«, nein, den will und kann einer wie Ebbe Sand nicht mimen.
Der Stürmer geht als Kapitän von Bord. Obwohl er dieses Amt in seiner letzten Bundesliga-Saison beim FC Schalke 04 nicht mehr so oft ausüben durfte. Denn meistens begannen für Sand die Partien auf der harten Ersatzbank. Er war nur noch zweite Wahl. Eine Degradierung, die ihm gar nicht passte, die er aber professionell durchhielt: ein Spieler mit Format und Stil.
Wenn Schalke gegen VfB Stuttgart die Saison beendet, darf Sand aber noch einmal die Hauptrolle spielen. Vor allem vor dem Anstoß, da wird er dann verabschiedet, umjubelt und geehrt. Königsblaue Fahnen mit schwarzem Rand: erst die verkorkste Saison - und jetzt geht auch noch der Sand.

Dortmund-Abschied


Nebenan, in Dortmund, da machten zwei Profis schon am vergangenen Samstag ihre letzte Partie vor eigenem Publikum. Tschüss, ihr Tschechen. Tomas Rosicky und Jan Koller suchen neue Herausforderungen im Ausland - und hoffen auf dickere Verträge. Denn Borussia kann heute nicht mehr so viel zahlen wie in den Tagen, als sie kamen.
Im Jahr 2001 heuerten Koller und Rosicky in Dortmund an. Gelockt mit fetten Gagen. Die Borussen wedelten damals mit den Scheinen, überboten beim Transfer-Poker um Rosicky sogar den reichen FC Bayern München.
Jetzt sind die BVB-Kassen leer, die Legionäre ziehen weiter. Koller kullerten beim Abschied sogar ein paar Tränen über die Wangen. Rosicky blieb dagegen ganz cool. Für ihn stand schon lange fest, dass er die Borussen 2006 verlässt.
Klaus Lükewille

Artikel vom 13.05.2006