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Für Deutschland am Ball. Im weltmeisterlichen Jahr 2006 eine ganz besondere Ehre. Jürgen Klinsmann darf nur 23 Tickets verteilen. In der Bundesliga tummeln sich aber zurzeit fast genau so viele Spieler, die ihre internationale Karriere schon hinter sich haben - oder vom Bundestrainer bereits wieder aussortiert worden sind.

Butt-Bilanz

Für Deutschland im Tor. Wer da am 9. Juni in München bei der Weltmeisterschafts-Premiere gegen Costa Rica zwischen den deutschen Pfosten stehen wird, ist entschieden. Der Schlussmann Hans-Jörg Butt war da nie ein Thema. Der hatte nämlich nur drei Mal das Vergnügen, das Trikot mit dem Adler tragen zu dürfen.
Bei der WM 2002 in Japan und Südkorea war der Leverkusener immerhin noch als Nummer drei mit dabei, doch diesen Platz konnte er danach nicht mehr halten. Butt schwächelte in der Liga, die mächtige Konkurrenz mit Oliver Kahn und Jens Lehmann war zu stark, außerdem drängte die Jugend an ihm vorbei. Timo Hildebrand ist jetzt die dritte Wahl.
Nur drei Länderspiele. Eine kurze Karriere. Aber dafür soll die Bundesliga-Laufbahn des Hans-Jörg Butt um so länger dauern. Vor kurzem hat er in Leverkusen einen neuen Vertrag unterschrieben. Gleich bis 2009. Seit 2001 hält Butt jetzt schon für Bayer, davor stand er vier Jahre beim Hamburger SV im Kasten.

Tarnat-Jahre

Eine Liga-Dienstzeit, die Michael Tarnat (36) locker übertrifft. Er zählt zu den Profis im Oberhaus, bei denen schon seit Jahren ein »Ex« vor dem Titel Nationalspieler steht. 19 DFB-Einsätze hat Tarnat auf dem Konto, 1998 war er im WM-Kader in Frankreich. Seinen letzten Ball-Dienst für Deutschland leistete er im Oktober 1998 gegen Moldawien.
Aber im Verein, da mischt der Mann mit der linken Klebe weiter mit. Seit 18 Jahren. MSV Duisburg, Karlsruher SC, Bayern München und jetzt Hannover 96, das sind seine Liga-Stationen. Bei den Niedersachsen hat der Routinier vor kurzem verlängert, hängt noch ein Jährchen bis 2007 dran.
Tarnat gehört zu den Bundesliga-Kickern, die ihre DFB-Karriere längst hinter sich haben. Wie der Leverkusener Carsten Ramelow, wie der Frankfurter Marko Rehmer. Oder der zuletzt erst ausgemusterte Dortmunder Christian Wörns. Auch Christian Rahn (Köln), Ingo Hertzsch (Kaiserslautern), Lars Ricken (Dortmund) und Heiko Gerber (Stuttgart), sie absolvierten bereits ihre Abschiedsspiele im Nationaltrikot.

Klinsmann-Test

Für Deutschland am Ball. Es gibt hier auch ein halbes Dutzend Profis, die noch vor kurzem von der WM-Teilnahme träumen durften. Sie alle wurden in der Ära Klinsmann schon nominiert - und dann schnell wieder aussortiert.
Die Liste die Gescheiterten: Thomas Brdaric (Hannover/18 Einsätze), Benjamin Lauth (HSV/5), Marco Engelhardt (Kaiserslautern/3), Christian Schulz (Bremen/3), Frank Fahrenhorst (Bremen/2), und Lukas Sinkiewicz (Köln/2). Alle vom Bundestrainer ein paar Mal geprüft, gewogen und als zu viel leicht befunden.
In ihren Klubs bleiben sie aber Schwergewichte, gehören selbstverständlich weiter zur ersten Garnitur. Wie an diesem Wochenende. Doch da kann das Sextett noch so toll spielen - die WM-Chance ist verspielt. Für Deutschland dabei? Das ist vorbei.
Klaus Lükewille

Artikel vom 08.04.2006