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In diesen Tagen, da tagen sie wieder. Die Bundesliga-Vereine bitten die Mitglieder zur Jahreshauptversammlung. Es geht nicht um Punkte und Tore, hier sind ganz andere Zahlen wichtig. Wer hat zu hohe Verbindlichkeiten? Wer ist schuldenfrei? Die Bilanzen der Ruinösen und der Seriösen liegen auf dem Tisch.

Dortmunder Frieden

Die Sitzungen finden in gut geheizten Räumen statt, trotzdem läuft so manchem Fan ein eiskalter Schauer den Rücken herunter.
Was? Wie viel? So viel?
Die Dortmunder Borussen kann hier aber eigentlich nichts mehr erschüttern. Nach dem Schock im Frühjahr 2005, als sogar die Insolvenz drohte, blicken sie inzwischen alle schon wieder zuversichtlich nach vorn. Bei der Versammlung in der Westfalenhalle gab es kürzlich sogar Beifall für den Vorstand. Reinhard Rauball und Hans-Joachim Watzke, die gefeierten Sanierer. Dabei hat der BVB immer noch Verbindlichkeiten in Höhe von 89 Millionen Euro.
Aber was soll's? An diese tiefroten Zahlen haben sich die Schwarz-Gelben längst gewöhnt. Der Ball rollt ja weiter. Die aus Kostengründen stark verjüngte Mannschaft, die spielt gar nicht so schlecht. Und dass Gerichts-Verfahren gegen die ehemaligen Vereins-Verantwortlichen Gerd Niebaum und Michael Meier inzwischen eingestellt wurden, passt in dieses vorweihnachtliche Bild vom Dortmunder Frieden. Selbst der Verkauf der Namensrechte für das Westfalen-Stadion ist kein großer Aufreger mehr. Na und? Dann kicken sie jetzt eben im »Park«.

Berliner Probleme

Riiiisiko! Nach dem Dortmunder »Vorbild« haben auch andere Vereine messerscharf bis zu spitz kalkuliert. Wie die Berliner, die ihren Mitgliedern sagen mussten, wie hoch der Verein verschuldet ist. 35 Millionen Euro stehen in den Büchern. Ganz schön happig. Und wenn Manager Dieter Hoeneß schon freiwillig zugibt »Uns geht es nicht gut« - dann sieht es um Hertha in der Tat schlecht aus.
Beim Hamburger SV, da läuft es zwar bisher sportlich glänzend, aber das »richtige« Konto ist voll im roten Bereich. 21,4 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Doch das hindert den Vorstandschef Bernd Hoffmann nicht daran, schon jetzt die Aufstockung des Etats für das Personal anzukündigen. Nur eine ganz kleine Steigerung. Mal eben von 26 auf 40 Millionen Euro. Es winkt ja die Champions League, da kommt das Geld wieder rein.

Bremer Bilanzen

Das ist genau der Punkt, der die Vereine so schnell ins Minus bringen kann. Sie rechnen mit Einnahmen, die sie noch gar nicht sicher haben. Die Schalker zum Beispiel, sie sind mit ihren Gesamtverbindlichkeiten von 91 Millionen Euro darauf angewiesen, Jahr für Jahr international dabei zu sein. Möglichst lange. Und wenn es eben geht in der »Königsklasse«.
Hier mischt zum zweiten Mal der SV Werder Bremen mit, der stolz seinen Mitgliedern verkünden durfte: Hurra, wir sind schuldenfrei. Die Hansestädter, sie waren eben schon immer kühl kalkulierende Kaufleute. Sicher wird auch an der Weser, wie bei der Verpflichtung von Torjäger Miroslav Klose, mal etwas mehr investiert - aber nie zu viel riskiert.
Auch der Rekordmeister schafft Jahr für Jahr die richtige Finanz-Balance. Hier darf zwar alles ein bisschen teurer sein, die Kasse stimmt trotzdem. Der FC Bayern München ist eben der Branchen-Primus. In jeder Beziehung.
Klaus Lükewille

Artikel vom 03.12.2005