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Hacker-Angriffe aus Profitgier
Symantec Report: Trend zu Diebstahl, Betrug und Erpressung im Internet
Netzwerke ferngesteuerter Rechner (BotNets) werden zur Miete angeboten und maßgeschneiderter Code für Fernsteuerungsprogramme (Bots) können käuflich im Internet erworben werden. Die Kommerzialisierung cyberkrimineller Umtriebe findet ihren Niederschlag in Trojanern, die Spyware und Adware installieren, in Schadprogrammen, die vertrauliche Informationen ausspähen und in ausgefeilten Phishing-Methoden, die Anwendern sensible Daten wie Kontoinformationen entlocken.
Im Zeitraum von Januar bis Juni 2005 beobachteten die Experten des Computer-Sicherheitsunternehmens Symantec im Schnitt 10 352 aktive bot-infizierte Computer pro Tag. Das ist eine Zunahme von mehr als 140 Prozent gegenüber dem vorherigen Untersuchungshalbjahr (4348).
Da die finanziellen Gewinnmöglichkeiten durch Cyberverbrechen immer verlockender werden, werden Angreifer künftig wohl noch ausgefeiltere Methoden für BotNets und BotCode entwickeln - auch solche mit Tarnmechanismen, die darauf abzielen, Virenschutz, Firewalls und andere Sicherheitseinrichtungen außer Kraft zu setzen.
Im Zusammenhang mit BotNets ist auch die Zahl der Denial-of-Service-Attacken (DoSAttacken) enorm gestiegen: Solche massiven Anfragen auf Server bringen diese letztlich zum Absturz. Webseiten, die über den Server laufen, sind dann zum Beispiel nicht mehr erreichbar. Symantec hat beobachtet, dass DoS-Attacken von 119 auf 927 pro Tag angestiegen sind - plus 680 Prozent. Neu ist, dass häufig kleine und mittlere Unternehmen ins Visier der Angreifer geraten.
Cyberschädlinge haben es stärker auf vertrauliche Informationen abgesehen - und auf deren Weitergabe an Dritte. Solche Bedrohungen können zu finanziellen Verlusten führen, insbesondere wenn Kreditkarteninformationen oder Bankdaten bloßgelegt werden.
Eine Besorgnis erregende Entwicklung, zumal Online-Shopping und Internetbanking immer beliebter werden. In der ersten Jahreshälfte 2005 machten Schadprogramme, die vertrauliche Informationen abschöpften, bereits 74 Prozent der 50 am häufigsten gemeldeten Cyberschädlinge aus.
»Der Trend geht weg von breit angelegten Angriffen auf Netzwerke hin zu kleineren, dafür aber zielgenauen Attacken auf Webanwendungen und Clients.« So bringt Olaf Lindner, Sicherheitsexperte bei Symantec, die Verschiebung in der Bedrohungslandschaft auf den Punkt. »Unternehmen und Privatanwender müssen noch wachsamer sein, Rechner und Netzwerke mit Sicherheitslösungen schützen, aber auch Betriebssysteme und Anwendungen über Patches aktuell halten, damit Schwachstellen nicht ausgenutzt werden können.«
Außerdem greift ein neues Phänomen um sich: Modularer Schadcode, das sind Schadprogramme, die wie ein Baukasten nachrüstbar sind. Zunächst verfügen diese nur über begrente Schadensfunktionen. Doch einmal auf dem Computer installiert, laden sie zusätzliche Funktionen herunter und rüsten sich so selbstständig zu gefährlichen Cyberschädlingen hoch.
Weitere wichtige Trends:
l Phishing greift weiter um sich. Die Anti-Phishing-Sensoren von Symantec haben im Schnitt 5,7 Millionen eigenständige Nachrichten pro Tag abgefangen, die mit betrügerischen Mitteln versuchten, an vertrauliche Daten zu gelangen (im Halbjahr zuvor waren es noch knapp drei Millionen täglich).
l Bei Schwachstellen hat sich die Situation weiter verschärft: Symantec dokumentierte 1862 neue Schwachstellen, das ist die höchste Zahl, die bisher gemessen wurde. 59 Prozent befanden sich in Webanwendungen. Sechs Tage nach Bekanntgabe einer Schwachstelle taucht bereits Schadsoftware auf, die die Lücke ausnutzt.
l Symantec verzeichnete 10 866 neue Varianten von Win32-Viren und -Würmern. Das ist eine Steigerung von 48 Prozent im Vergleich zum letzten Halbjahr 2004.
l Adware und Spyware (ungefragte Werbung und Spionageprogramme) stellen zunehmend eine Bedrohung für die Vertraulichkeit dar. Acht der zehn häufigsten Adware-Programme gelangten durch Web Browser auf den Rechner. Sechs der zehn häufigsten Spyware-Programme holten sich Anwender unwissentlich im Paket mit (kostenlosen) Downloads auf den Computer, andere installierten sich ebenfalls über den Web Browser.
WLANs werden künftig häufiger im Fadenkreuz von Angreifern stehen. Aber auch eine so selbstverständliche Tätigkeit wie das Telefonieren könnte mit Risiken behaftet sein: Symantec befürchtet, dass Handy-Schädlinge ebenso einen Aufschwung erleben werden wie Sicherheitsprobleme für die Internettelefonie (Voice-over-IP).(tl)

Artikel vom 28.10.2005