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»Rita« stoppt Rückkehr
nach New Orleans

Der Stadt droht die zweite Überschwemmung

New Orleans (dpa). Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, hat die Rückkehr der Einwohner in die Innenstadt gestoppt. Angesichts des neuen Tropensturms »Rita« forderte er Rückkehrer auf, die Stadt wieder zu verlassen.

»Rita« könnte New Orleans Mitte der Woche erreichen, sagte Nagin. Die Dämme seien zu schwach, um einer neuen Sturmwelle zu widerstehen. Erst kurz zuvor hatte er knapp 200 000 Menschen erlaubt, in die Stadt zurückzukehren, sehr zum Missfallen des Krisenmanagers der Zentralregierung, Thad Allen. Nach dessen Einschätzung sind die Bedingungen in der Stadt noch zu gefährlich.
Der Hurrikan »Katrina« der höchsten Kategorie 5 hatte in Louisiana, Mississippi und Alabama ein Gebiet so groß wie Großbritannien verwüstet. Dabei kamen mindestens 812 Menschen ums Leben. Mehr als 2050 Eltern suchen weiterhin nach verschollenen Kindern. Die Schäden nach der bislang größten Naturkatastrophe der USA werden inzwischen auf mehr als 200 Milliarden Dollar (163 Milliarden Euro) geschätzt.
»Rita« streift nach Vorhersagen der Meteorologen den Süden Floridas und den Norden Kubas vor allem mit sehr heftigen Regenfällen. »Die südlichen Inseln der Florida Keys werden voraussichtlich voll getroffen«, sagte der deutsche Meteorologe Thomas Sävert. Sobald der Sturm erst einmal ein Auge gebildet habe, werde er zum neunten Hurrikan der Saison. »Ich gehe davon aus, dass ÝRitaÜ Kategorie 3 bis wahrscheinlich sogar 4 auf der fünfstelligen Hurrikanskala erreicht. Nach oben hin ist alles offen. Wohin er zieht, ist ebenfalls offen. Möglich ist ein Landgang in Texas oder auch im äußersten Norden von Mexiko.« Am Nachmittag erreichte »Rita« tatsächlich Hurrikanstärke.
In Florida ordnete die Behörde für Katastrophenhilfe bereits am Montag die Evakuierung der 180 Kilometer langen Inselkette Florida Keys an. Zuvor waren alle Touristen aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen. Nach Angaben von Gouverneur Jeb Bush wurden drei Krankenhäuser und zwei Altenheime geräumt. Der Bürgermeister von Miami-Dade, Carlos Alvarez, warnte die Bevölkerung im Süden Floridas davor, die Gefahr durch »Rita« zu unterschätzen. »Der Tropensturm ist eine ernste Bedrohung«, sagte er. Viele Regierungsgebäude und Geschäfte der Region blieben geschlossen.»Rita« wirbelte gestern mit Windgeschwindigkeiten von 110 Kilometern in der Stunde, in Spitzenböen bereits mit 140.
Beobachter rechnen damit, dass »Rita« die Öl- und Gasförderung im Golf von Mexiko beeinträchtigen wird, die gerade erst nach »Katrina« wieder angelaufen ist. Ölkonzerne begannen mit der Evakuierung ihrer Förderplattformen. »Rita« ist der 17. Tropensturm der diesjährigen Hurrikan-Saison im Atlantik.

Artikel vom 21.09.2005