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Mit der Taschenlampe
durch die Archäologie

Landesausstellung im Museum Herne startet Freitag

Herne (WB). Ob »alter« Fisch aus Borgholzhausen oder ein früher Münzprägestempel aus Schieder-Schwalenberg, Ostwestfalen-Lippe ist gut vertreten in der Landesausstellung »Von Anfang an - Archäologie in NRW«.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert die Schau von Freitag an bis zum 5. Februar 2006 im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne. Sie zeigt die wichtigsten Funde und Ausgrabungen der nordrhein-westfälischen Archäologen und Fossilienforscher aus den vergangenen fünf Jahren. Das Spektrum reicht vom 318 Millionen Jahre alten Einhornhai bis zu Erkennungsmarken von Kriegsgefangenen aus dem 2. Weltkrieg, von monumentalen römischen Götterstatuen bis zur ältesten Zahnbürste Europas.
»Nicht nur die Zeitspanne, die die Ausstellung umfasst, ist beeindruckend, sondern ebenso die Vielfalt der Zeugnisse aus allen Bereichen der Geschichte von Tieren, Pflanzen und Menschen«, erklärte Kulturdezernent Karl Teppe gestern. An diesem Wochenende (24. und 25. September) ist das Museum länger, und zwar bis 20 Uhr geöffnet.
Etwa 35000 Objekte von 1500 Fundstellen aus 137 Orten haben die Wissenschaftler für die Präsentation ausgewählt. Zu den bedeutenden Funden aus Westfalen gehören die 100 Millionen Jahre alten, versteinerten Fische aus Borgholzhausen (Kreis Gütersloh) ebenso wie der mit über 700 Jahren bislang älteste Münzprägestempel Deutschlands aus Schieder-Schwalenberg (Kreis Lippe). Auch neue Untersuchungen an alten Funden stellt die Landesausstellung vor, etwa an den Knochen aus der Balver Höhle (Märkischer Kreis). Hier konnten die Experten den Speiseplan der Neandertaler und ihre Techniken anhand der Schnittspuren auf den Knochen rekonstruieren.
Der Rundgang durch die Ausstellung ist wie ein Labyrinth gestaltet. Er beginnt buchstäblich im Dunkeln, wofür die Besucher mit Taschenlampen ausgerüstet werden. Über die Trittspuren von Dinosauriern führt der Weg durch einen Wald aus Schädeln bis in einen Tempel, in eine Kirche und ein Schloss, in Zeche und Gefangenenlager. »Auf dem Weg erfährt der Besucher das Neueste aus der Archäologie und kann die weit verzweigten Wege der geschichtlichen Erkenntnis nachvollziehen«, erklärt Museumsleiterin Barbara Rüschoff-Thale. Die mittelalterliche Siedlung von Warendorf-Velsen (Kreis Warendorf) nimmt einen großen Raum ein. Hier haben die Archäologen etwa 200 Hausgrundrisse freigelegt. Der wichtigste Fund ist ein »Thorshammer«, Symbol des germanischen Gottes Donar oder Thor, aus dem Münsterland. Aus der Grabung des Damenstiftes Überwasser in Münster gibt es Funde aus dem Alltagsleben der Stiftsdamen vom 9. bis 11. Jahrhundert zu sehen.

Artikel vom 21.09.2005