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Hat ein Auto und kein Problem: Oliver Kronsbein (28).

»Runder Tisch«
geplant für
Lohmannshof

Edeka überdenkt Schließungspläne

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Großdornberg (WB). »Det is ja knorke« würde der Berliner sagen: Dem Gebiet zwischen Zehlendorfer Damm, Kreuzberger- und Treptower Straße in Dornberg soll neues Leben »eingehaucht« werden.

Denn: Dass mit dem Edeka-Aktivmarkt der letzte Nahversorger schließt, ist keineswegs sicher. Außerdem soll ein »Runder Tisch« die Wohnsiedlung Lohmannshof für Jung und Alt attraktiv erhalten.
»Ich möchte Eigentümer, Kaufleute und Politiker zusammenbringen«, verkündete Dornbergs Bezirksvorsteherin Mareile Hempelmann (BfB) gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT ihre Initiative. Nicht nur ihr missfallen die Graffiti-Schmierereien. Außerdem ist sie in Sorge, dass vor allem die älteren Bewohner nahe Universität, Stadtbahnline und dem Neubaugebiet Hof Hallau künftig nicht mehr »um die Ecke« einkaufen können. Noch sorge wenigstens der Wochenmarkt donnerstags für ein wenig Belebung.
Dabei ist die für Ende September geplante Schließung des Edeka-Marktes im Einkaufszentrum an der Kreuzberger Straße vis à vis des Tempelhofer Weges zumindest aufgeschoben. »Wir überlegen noch, ob wir weitermachen oder eventuell ein Nachmieter«, so Inhaberin Viola Peilicke gestern, die seit vier Jahren in Dornberg ansässig ist und einen weiteren Aktiv-Markt in Brake betreibt. Ende der Woche soll die Entscheidung gefallen sein. Käthe Michalksky (66) zählt zu den treuen Edeka-Kundinnen und sagt: »Ich brauche nicht mehr«.
»Ich habe ein Auto, Ältere haben ein Problem, wenn es keinen Lebensmittelladen hier mehr gibt«, weiß auch Oliver Kronsbein (28). Der Maurer- und Betonbaumeister hat 20 Jahre auf Lohmannshof gewohnt und ist jetzt weggezogen. Der »Sonnenoase« hält er trotzdem die Treue. Auch wenn der Lottoladen seit Januar leer steht und man die Menschen-, sprich Käufermassen, vergeblich sucht zwischen Schuhbar, Café Dé Ja-Vu, Reisebüro, Apotheke sowie Post und Paper Martens.
Mittags ist es gar so ruhig, dass es sich Alexandra Seidler mit einem Buch auf der Bank gemütlich macht. Die 28-jährige Kinderkrankenschwester kommt eigens zum Lohmannshof, um dort ihre zweistündige Mittagspause zu verbringen. Ihre Begründung: »Man sitzt hier so schön abgeschirmt.« Gestern war der Genuss nur durch Dacharbeiten etwas eingeschränkt.

Artikel vom 21.09.2005