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»Gegen den Trend gewachsen«

Zwei junge Unternehmen aus Bad Oeynhausen sorgen für Bioenergie

Von Reinhard Kehmeier
Bad Oeynhausen (WB). Das Öl-Zeitalter steuert auf ein absehbares Ende zu. Als alternatives Energiekonzept und zweites Standbein finden Biogas-Anlagen in der Landwirtschaft ein wachsendes Interesse. Zwei junge Unternehmen aus Bad Oeynhausen bieten in Partnerschaft nicht nur das Knowhow, sondern die Verwirklichung der Projekte bis hin zur Finanzierung.

»Wir sind gegen den Trend gewachsen«, sagt VEON-Geschäftsführer Werner Larmann. Der Diplom-Ingenieur aus Bielefeld zeichnet zusammen mit Stefan Weitz für das vor fünf Jahren gegründete Dienstleistungsunternehmen verantwortlich. Das Firmenkürzel beschreibt die Aufgaben: Bioenergie - Vermarktung, Erzeugung, Optimierung und Nutzung.
Gemeinsam mit der Firma ASA (Anlagen und Sondermaschinen, Automation) treten die Partner auch als Generalunternehmer auf. Die beiden Firmen zählen 16 Mitarbeiter, die vornehmlich in der Verfahrenstechnik und Programmierung tätig sind. Ein Außenbüro wird an der Technischen Universität Kaiserslautern unterhalten, wo Datenbankmaterial für nachwachsende Rohstoffe verfügbar ist. Forschung und Entwicklung zielen darauf ab, die Steuerungs- und Messtechniken zu verbessern, um die Anlagen wirtschaftlicher und sicherer zu machen. Larmann sieht ebenso wie ASA-Geschäftsführer Karsten Beyenbach noch erhebliches Wachstumspotenzial, vor allem auch im europäischen Ausland, namentlich in Polen.
40 Biogas-Anlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 500 Kilowatt wurden bei Gesamt-Investitionen von jeweils etwa 1,4 Millionen Euro von den Planern aus Bad Oeynhausen bereits verwirklicht. Die dezentralen Strom- und Wärmeerzeuger befinden sich allem in Niedersachsen und Nordhessen. Für acht Anlagen liegen Aufträge vor, davon sollen vier noch bis Ende des Jahres realisiert werden.
Die beiden Bad Oeynhausener Firmen haben in Leese bei Nienburg eine 1,5-Megawatt-Anlage mit mehreren Besonderheiten errichtet. Hier gehören VEON und ASA neben der örtlichen Raiffeisen-Genossenschaft und einem Maschinenring zu den Mitbetreibern. Zur Finanzierung des Großprojekts hat VEON erstmals einen geschlossenen Fond aufgelegt. Daran beteiligten sich 50 Kommanditisten, Landwirte vor allem und Privatleute. Das Gesetz zu erneuerbaren Energien gibt den Betreibern für zwei Jahrzehnte Abnahme-Sicherheit bei festgeschriebenen Vergütungssätzen.
Die große Biogas-Anlage in Leese nutzt in ihren Fermentern, hohen Betonkörpern, nicht nur Gülle und nachwachsende Rohstoffe unmittelbar zur Vergärung, sondern auch industrielle Reststoffe pflanzlicher Herkunft aus der Marmeladen-Herstellung. Ein Blockheizkraftwerk zur Energiegewinnung schließt den Wirtschaftskreislauf.
Die Deutsche Bank sieht in ihren Prognosen in der Stromerzeugung durch Biogas-Anlagen einen Wachstumsmarkt. Wird für das Jahr 2004 noch ein Anteil von 1,6 Prozent an der gesamten Erzeugung genannt, könnten 2010 mehr als vier Prozent zur Stromgewinnung beitragen. Besonders günstige Perspektiven würden sich für die Bioenergien auf dem Wärmemarkt ergeben, heißt es auch mit dem Hinweis auf Pellets-Anlagen, die Bio-Stoffe in handlicher Form verwerten. Die Wärme-Nutzung spielt auch bei den Biogas-Anlagen eine zunehmende Rolle. Immerhin werden nur 37 Prozent der Energie sus den Fermentern in elektrischen Strom verwandelt.

Artikel vom 22.10.2005