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»Grüne« Frauen und
»liberale« Männer

Statistiker untersuchen Wahlverhalten der Bielefelder

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Die Liberalen sind bei den Männern (10,2 Prozent der Zweitstimmen) deutlich beliebter als bei den Frauen (7,9 Prozent). Bei den Grünen ist es umgekehrt: die kommen bei den Frauen (14,1 Prozent) besser an als bei den Männern (12,7 Prozent). Ihren größten Wähleranteil verbucht die Union bei den Älteren über 60 mit 43 Prozent. Die Sozialdemokraten haben ihren größten Stimmenanteil (41,7 Prozent) bei den Jungwählern.

Das sind Erkenntnisse, die das Amt für Stadtforschung und Statistik aus der Bundestagswahl in Bielefeld gewonnen hat. Dafür wurden in 19 Wahlbezirken mehr als 17 000 abgegebene Stimmen ausgewertet. Der Gesetzgeber erlaubt ausdrücklich, für statistische Zwecke Wahlzettel zu markieren, wobei der Datenschutz gewährleistet bleibt.
Die Statistiker weisen auf eine »auffällige Lagertreue« der Wähler hin. Die hätten ihre Stimmen aber bewusst gesplittet. Das belegt: Die von den Sozialdemokraten angestrengte Erststimmen-Kampagne zugunsten von Rainer Wend hat bei den Grünen Früchte getragen. Die liberalen Wähler folgten dem FDP-Aufruf, mit der Erststimme die CDU-Bewerberin Lena Strothmann zu unterstützen. Auch in Bielefeld konnte die FDP ihren Zweitstimmen-Anteil deutlich verbessern. Das Plus von 0,6 auf 8,5 Prozent blieb aber unter dem Bundesdurchschnitt (plus 2,4 Prozent). Die homogenste Wählergruppe bilden die Älteren, die ihren Kandidaten mehrheitlich aus den beiden großen Parteien gewählt haben.
Die Sozialdemokraten sind in den Stadtbezirken Mitte, Schildesche und Brackwede besonders stark. Die Union kann vor allem in Dornberg und Teilen von Senne punkten. Grüne Hochburgen blieben die westliche Innenstadt und Gadderbaum. Die Liberalen schnitten traditionsgemäß in Dornberg besonders gut ab.
Die Linkspartei, die ihren Stimmenanteil von 1,8 auf sechs Prozent verdreifachen konnte, holte die meisten Stimmen zwar im Stadtbezirk Mitte. In Problemgebieten wie Baumheide, Oberlohmannshof und Sieker-Mitte wurde sie aber drittstärkste politische Kraft. In neun von zehn Stadtbezirken lag die SPD mit ihrem Zweitstimmenergebnis vorn. Lediglich in Dornberg belegte die Union den ersten Platz. Bei den Erststimmen hatte Sozialdemokrat Wend überall die Nase vorn.
Die Wahlbeteiligung in Bielefeld ging um 1,9 auf 79,9 Prozent zurück. Wahlbeteiligungen deutlich über 80 Prozent wurden vor allem in den ländlichen Stadtbezirken verzeichnet. In der Innenstadt wohnen dagegen die »wahlmüdesten« Bielefelder. Generell gilt: Die wenigsten Nicht-Wähler gibt es unter den 35- bis 45-Jährigen mit einem Anteil von 10,9 Prozent. In der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen blieb dagegen ein Fünftel der Wahlberechtigten zu Hause.
Alle Detailergebnisse des städtischen Statistikamtes sind im Internet abrufbar:
www.bielefeld.de

Artikel vom 20.09.2005