30.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Aus Kindern
werden Helden
»Fable« für PC - »Verlorene Kapitel« sind ein »fabelhaftes« Spiel
Gut oder böse, Held oder Schurke: Die Entscheidung trifft der Spieler - jetzt auch auf dem PC. Was »Knights of the old Republic« (Kotor) nur andeutet, spitzt »Fable« noch einmal zu. In diesem Rollenspielabenteuer der Lionhead Studios beeinflusst jede Handlungen des Spielers Fähigkeiten, Erscheinungsbild und Moral der Spielfigur. So spaßig wie innovativ: Deren Lebensgeschichte entwickelt sich auf dem Bildschirm von der Kindheit über das Erwachsensein bis ins hohe Alter.
»Fable« ist das zweite Spiel der britischen Lionhead Studios (»Black & White«, 2001 für PC). Der Titel für die Xbox ging weltweit 1,5 Millionen Mal über den Ladentisch. Auf der Basis des Bestsellers wurde »Fable: The Lost Chapters« (die verlorenen Kapitel) jetzt für Windows optimiert. Dabei haben die Entwickler die Xbox-Version mit ihren Einschränkungen im Bereich Grafik nicht 1:1 einfach umgesetzt, sondern ein (fast) neues Spiel mit erweitertem Inhalt, neuen Quests und verbesserter Grafik geschaffen.
Der Spieler kann von einem unerfahrenen Kind zum mächtigsten Wesen der (Spiele-)Welt heranwachsen. »Fable: The Lost Chapters« bietet Windows-Spielern noch mehr Möglichkeiten der Charaktergestaltung, die sich direkt auf das Erscheinungsbild auswirken. Die Einstellung der Bewohner Albions dem Spieler gegenüber drückt sich in Beifall, Spott, Angst, Panik oder sogar Liebeleien aus. Jede Person, der der Spieler hilft, jede Blume, die er zertritt, jede Kreatur, die er besiegt, wird den Lauf der Welt für immer verändern.
Nicht immer stehen Tod und Teufel auf der anderen Seite. Schon als Kind muss man sich entscheiden: In einer ersten Quests in einem beschaulichen Dorf belohnt der Vater seinen Sohn mit Goldstücken, wenn er für die Leute im Dorf gute Taten vollbringt. Die investiert der Jung-Held in ein Geburtstagsgeschenk für die kleine Schwester - oder auch nicht. Aber vorher gilt's es, allerhand Gefahren zu begegnen: Da ist zum Beispiel der kleinere Junge, der den Protagonisten dazu verleiten will, die Warenstapel, die zu bewachen er übernommen hatte, im Stich zu lassen und statt dessen lieber Gefäße zu zerdeppern... »Du bist ja feige, eine richtige Heulsuse bist du...«, höhnt der Drei-Käse-hoch - und dabei soll man ruhig bleiben. Da tut man sich fast leichter, Drachen und Riesen zu erschlagen - bei Faible wachsen die Aufgaben mit der Spielfigur.
Der PC-Spieler erkundet in »den verlorenen Kapiteln« die Original-Welten und Kernmissionen von »Fable« und entdeckt zusätzlich Regionen, Handlungsstränge und Neben-Quests sowie optionale Missionen. Zusätzlich gibt ihm »Fable: The Lost Chapters« Gelegenheit, gegen neue Monster zu kämpfen, ein erweitertes Repertoire an Zaubern anzuwenden, neue Rüstungen anzulegen und zusätzliche Waffen einzusetzen.
»The Lost Chapters« bietet eine zeitgemäße Grafik, die die Welt von Albion so gut aussehen lässt wie nie zuvor. Wer das Spiel auf der Xbox gesehen hat, bekommt Lust, das Abenteuer auf dem PC erneut zu erleben.
Wer den Weg des Schwertes wählt, wird seine Muskeln wachsen sehen. Wer die Künste der Magie erlernt, wird die Zauberkraft an seinen Fingerspitzen zucken sehen. Und wer auf Geschwindigkeit und Diebstahl setzt, wird blitzschnelle Reflexe entwickeln. Die Kämpfe laufen actionreich und dynamisch ab. Auf Knopfruck zieht der Held das Schwert und vermöbelt per Mausklick den Feind. Mit einem Druck auf die mittlere Maustaste blockt er Attacken ab. Auch Ausweichmanöver sind möglich. Kombinationsattacken und Spezialangriffe verbrauchen Energie. Auch mit Pfeil und Bogen kann man dem Gegner - dank Fokussierung treffsicher - den Garaus machen. Oder der Held bedient sich der Zauberei. Ein Druck auf die Shift-Taste listet erlernte Zaubersprüche auf. Mit dabei ist alles, was Helden-Herz höher schlagen lässt: Blitzeinschläge, Feuerregen...
Allerdings ist die Steuerung etwas gewöhnungsbedürftig, was schon aus der Vielzahl der belegten Tasten resultiert. Die stimmungsvollen Bilder auf dem Monitor, setzten Mimik und Gestik sehr gelungen ein, damit sich der Spieler in der Welt schnell heimisch fühlt: Die Identifikation mit der Spielfigur, der man aus der Dritte-Person-Perspektive nicht nur über die Schulter, sondern oft auch ins Gesicht blicken kann, ist hoch.
Spieler verteidigen oder manipulieren ein sich veränderndes Land mit dynamischen Wettersystemen und Umgebungen, die von Kulturen, Kreaturen und Bürgern wimmeln. Sie können die Diebeskunst erlernen, eine Familie gründen, Grundbesitz, Kleidung oder Tattoos und vieles mehr erwerben.
Ist ein Abenteuer vollendet, können Spieler eine neue Geschichte voller unerwarteter Wendungen erlebe. »Fable« hat deshalb einen bemerkenswert hohen Wiederspielwert.Thomas Lunk

Artikel vom 30.09.2005