22.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

In Ehrfurcht erstarrt?
Dicht
am
DSC
Von Werner Jöstingmeyer

Für wohl jeden Kicker ist der Auftritt im größten Fußball-Tempel Deutschlands ein besonderes Erlebnis. Schließlich finden im Westfalenstadion 83 000 Zuschauer Platz. Wenn allein von der prall gefüllten Südtribüne die Dortmunder Anfeuerungsrufe erschallen, blickt der Gegner oft genug respektvoll und machmal irritiert auf die »schwarz-gelbe Wand«. In Ehrfurcht erstarrten Dienstagabend auch die Arminen, obwohl diesmal »nur« 62 100 Zuschauer anwesend waren. Die Bielefelder Mischung aus Routiniers und Youngstern, sie ließ sich offensichtlich von den äußeren Umständen beeindrucken.
Am Einfallsreichtum der spielenden Borussen kann die Niederlage kaum gelegen haben. Ohne die verletzte Achse Gabriel, Kauf und Vata ist der Deutsche Sportclub nur die Hälfte wert. Hose voll und Taschen leer, so lautete die Bilanz nach 90 Minuten, die Trainer Thomas von Heesen mit »zu respektvoll« umschrieb. Auf vier oder fünf Positionen sei sein Team überhaupt nicht präsent gewesen. Woran's lag? Dafür hatte der Coach an diesem Abend keine Erklärung.
Zugegeben, nach der Pause hätten die Arminen den Ausgleich erzielen können. Dortmund war nicht unverwundbar, trotz der imposanten Kulisse. Der Wurm im Bielefelder Sturm findet auch in Zukunft reichlich Nahrung, wenn die »Patentlösung« nicht bald gefunden wird. Ob Boakye, Dalovic, Porcello oder Zuma, in der Spitze ist Arminia deutlich unterrepräsentiert. Klassespieler versenken die hochkarätigen Dinger, die zuletzt gegen Kaiserslautern und Dortmund vergeben wurden.
Sportdirektor Reinhard Saftig beugte schon mal vor. »Diese Spieler kann der Verein nicht bezahlen.« Bleibt also die tägliche Ball- und Kopfarbeit mit den vorhandenen Profis, um die technischen und mentalen Schwächen auszumerzen. Samstag kommt Gladbach. Nicht nur die Fans leben mit der Hoffnung.

Artikel vom 22.09.2005