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Kennedys Sohn -
auch ein Berliner

Turbulente Hochstapler-Komödie

Von Patrick Poch
Sat1, 20.15 Uhr: Am 26. Juni 1963 schloss der damalige US- Präsident John F. Kennedy vor dem Rathaus in Berlin-Schöneberg seine Rede mit bis heute berühmten Worten: »Ich bin ein Berliner!« Neun Monate später, am 30. März 1964, kommt in der geteilten Stadt ein Junge zur Welt, der heute zu Deutschlands beliebtesten Schauspielerin zählt - Thomas Heinze (»Allein unter Frauen«).
Thomas Heinze und Sophie von Kessel in »Ich bin ein Berliner!«. Foto: Sat1

Ist er etwa das Ergebnis einer heimlichen Affäre des Welt-Politikers mit einer Deutschen? Man könnte es glatt meinen, so erstaunlich ist die Ähnlichkeit mit »JFK«, wenn Heinze seine dunklen Haare auf Seitenscheitel trimmt. Die weichen Gesichtszüge, die vollen Wangen, das gewinnende Lächeln: Sat1 nutzt die optische Annäherung und hat den Frauenschwarm für eine rasante Komödie besetzt: »Ich bin ein Berliner«. Regisseurin Franziska Meyer Price (»Berlin, Berlin«) baut auf das komische Talent ihres Hauptdarstellers.
Felix Rath (Heinze) ist ein echter Hochstapler, der sich galant durchs Leben schmarotzt. Als seine Mutter stirbt, freut er sich auf ein komfortables Erbe. Stattdessen gibt es aber nur Ärger: Die Asche mit der Urne wird entführt und nur gegen Lösegeld hergegeben. Und im Bankschließfach gibt es keine Reichtümer, nur ein Fotoalbum und alte Briefe seiner längst verstorbenen Tante.
Gemeinsam mit seinem Freund Dietrich (Michael Gwisdek) inspiziert Felix die Hinterlassenschaft genau und entdeckt, dass seine Tante vermutlich ein Verhältnis mit Kennedy gehabt hat. Daraus will er Kapital schlagen, fälscht seine Geburtsurkunde, gibt sich als uneheliches Kind des fünf Monate nach dem Berlin-Besuch ermordeten US-Präsidenten aus und verkauft die ganze Geschichte für ein sattes Honorar an eine Zeitung. Doch die Reporterin Nina (Sophie von Kessel) riecht eine ganz andere Story...
»Es hat wirklich enormen Spaß gemacht, den Sohn Kennedys zu spielen«, verrät Heinze. »Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen in Amerika zu leben, ausgestattet mit einem Millionenerbe.« Doch das sind alles nur Hirngespinste, die Realität sieht anders aus: »Ich bin glücklich mit meinen Eltern.« Aber fasziniert hat ihn JFK schon immer als »einer der bedeutendsten Präsidenten überhaupt«.
Die Parallelen seines Privatlebens mit dem Filmstoff sind immerhin frappierend: Thomas Heinze ist Sohn einer Deutsch-Holländerin und eines US-Offiziers.Ê Nach der Geburt zog die Familie nach Amerika, wo der heutige 1,88-Meter-Schlacks neun Jahre lang blieb, bis es wieder nach Berlin ging. »Ich bin als Amerikaner aufgewachsen«, sagt Thomas Heinze.

Artikel vom 20.09.2005