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Siemens kippt
10 000 Stellen

Angst bei Belegschaft in Paderborn

München/Paderborn (dpa/WB). Der Siemens-Dienstleister SBS will nach Informationen der IG Metall 41 von 63 Standorte in Deutschland schließen. Es werde besonders München und Paderborn treffen, erklärte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer gestern.
Harte Linie: Siemens-Chef Klaus Kleinfeld.

Die Gewerkschaft kündigte Widerstand gegen die Streichung von 2400 Stellen allein bei SBS an. »Um Kosten zu sparen, schmeißt man Leute raus, und das ist dann das Konzept«, kritisierte Neugebauer. Die Förderung von Innovation werde vernachlässigt. Einen Tag nach der Bundestagswahl verkündete der Siemens-Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld in München schlechte Nachrichten. Insgesamt werde sich der Konzern durch Stellenstreichungen und Abspaltungen in seinen Krisensparten voraussichtlich von mehr als 10 000 Jobs trennen. Abgesehen von SBS soll es Arbeitsplatzabbau im größeren Stil in der Kommunikationssparte Com geben. Zudem gliedert Siemens in der Logistiksparte L&A einen Geschäftsbereich mit 5000 Beschäftigten in eine eigenständige Gesellschaft aus, um sich wahrscheinlich von diesem Geschäft zu trennen.
Nur erfolgreiche Geschäfte könnten Arbeitsplätze sichern und schaffen, betonte Kleinfeld. Es sei Zufall, dass die Pläne einen Tag nach der Bundestagswahl bekannt gegeben wurden. Man habe das Vorgehen mit Arbeitnehmervertretern absprechen müssen, was seine Zeit gebraucht habe. Die Gewerkschaft IG Metall hatte spekuliert, Siemens nehme auf Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer Rücksicht, der wirtschaftspolitischer Berater von Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel ist.
Im defizitären Kommunikationsbereich Com könnte der Stellenabbau nach Einschätzung in Branchenkreisen noch größer ausfallen als bei SBS. Einschnitte seien hier unter anderem wegen der schwachen Inlandskonjunktur und der Kaufzurückhaltung bei mittelständischen Kunden notwendig, hieß es bei Siemens. Damit seien »Personalanpassungen verbunden«.
Bei L&A gliedert Siemens wie bereits angekündigt das Produkt- und Systemgeschäft für Materialfluss-Lösungen in die neue Dematic GmbH aus. »In dieser Aufstellung soll das neue Unternehmen flexibler am Markt agieren und partnerschaftliche Lösungen anstreben.« Mit Wirkung zum 1. Oktober wird der Bereich L&A aufgelöst. Das verbliebene Geschäft wird auf andere Sparten verteilt.
Bei SBS will Siemens die Kosten bis 2007 um 1,5 Milliarden Euro drücken. Der bisherige Chef Adrian von Hammerstein muss gehen und wird durch Christoph Kollatz ersetzt. Der 44-Jährige verantwortete das Geschäftsgebiet Intelligente Verkehrssysteme.

Artikel vom 20.09.2005