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Wahl erstickt Aufbruch im Keim

IHK mahnt Politik zur Eile

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, Herbert Sommer, ist vom Ausgang der Bundestagswahl »enttäuscht«.

Die Wirtschaft der Region habe auf einen klaren Auftrag der Wählerinnen und Wähler und auf »Signale für eine neue Aufbruchstimmung« gehofft, sagte Sommer gestern. Diese Erwartungen seien nicht erfüllt worden. Jetzt komme es darauf an, »schnell eine handlungsfähige Regierung zu bilden und danach sofort die notwendigen Reformen insbesondere des Arbeitsmarktes, des Steuer- und Sozialsystems auf den Weg zu bringen«.
Nur wenn die Wirtschaft floriere sowie Wachstum und Arbeitsplätze geschaffen würden, könne der Sozialstaat erhalten werden. Sommer betont: »Deswegen muss die neue Regierung - ganz gleich, wer sie stellt - eine wirtschaftsfreundliche Politik machen.« Die IHK wolle keine Empfehlung für eine bestimmte Koalition abgeben. Grundsätzlich aber müssten alle Parteien besser über die Notwendigkeiten der Globalisierung aufklären und für Veränderungsbereitschaft werben. »Wir müssen verdeutlichen, dass wir Wohlstand für alle nur bewahren können, wenn wir Veränderungen akzeptieren«, sagte der IHK-Präsident.
Der Bielefelder Werkzeugmaschinenhersteller Gildemeister beobachtet gespannt die Reaktionen seiner Kunden. Wie bereits berichtet, hingen fünf Prozent der Aufträge, umgerechnet 20 Millionen Euro, nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Kapitza, von einem Sieg von Angela Merkel ab. 100 Bestellungen stünden »unter Vorbehalt«. Einen Tag nach der Wahl habe es »keine besonderen Reaktionen« gegeben, sagte Gildemeister-Sprecherin Nadja Lüdke gestern dieser Zeitung. Allerdings herrsche Unsicherheit bei Unternehmern und Wählern gleichermaßen. Bei der Fachmesse EMO in Hannover, die morgen endet, laufe das Geschäft normal. Lüdke: »Der Wahlausgang ist ein Gesprächsthema, aber es ist kein Aufschrei durch die Hallen gegangen.«

Artikel vom 20.09.2005