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Heiko  Westermann hütet sein
Geheimnis mit von Heesen

Das Wort Nationalmannschaft nimmt der Armine (22) nicht in den Mund

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Thomas von Heesen kann sich immer nur wundern, wenn wiedermal ein überraschter Journalist auf ihn zukommt und davon schwärmt, wie sich Heiko Westermann in der Abwehr von Arminia Bielefeld entwickelt hat. Zuletzt nach dem 1:1 beim VfB Stuttgart entgegnete der DSC-Trainer: »Ich weiß doch ganz genau, was Heiko drauf hat. Und er weiß es auch. Wir beide haben eine Abmachung. Aber danach fragt ihn lieber selbst.«
Das Kopfballspiel ist seine große Stärke: Heiko Westermann im Heimspiel gegen den HSV.

Nun, Herr Westermann, dann machen wir das einfach. Was für eine Abmachung haben Sie und Ihr Trainer denn getroffen? »Na ja, wenn ich ehrlich bin, dann soll das ruhig unser Geheimnis bleiben«, schmunzelt der 22-Jährige ein wenig verlegen. Weil er sich ein bisschen schwer tut damit, nach drei guten von insgesamt erst vier Bundesligaspielen schon öffentlich von der Nationalmannschaft zu reden. Das trüge ein bisschen dick auf, findet der Innenverteidiger. Um dann aber doch fast das Kind beim Namen zu nennen: »Wenn ich so weitermache, kommen die sowieso nicht an mir vorbei.« Die, damit ist der Deutsche Fußball-Bund gemeint.
Heiko Westermann hat den Bundesadler bereits auf der Brust getragen, sammelte Erfahrung in der U21-Auswahl. »Vor kurzem war ich bei meiner alten Mannschaft in Fürth, habe mir deren Spiel gegen 1860 München angesehen. Dort habe ich Dieter Eilts getroffen. Wir hatten ein kurzes aber nettes Gespräch.« Ob der aktuelle Coach der U21 bei Jürgen Klinsmann schon ein gutes Wort für Westermann einlegen konnte, verriet der Neu-Armine nicht.
Er wolle sich lieber auf die Bundesliga konzentrieren. »Ich möchte mit Arminia drin bleiben«, lautet sein Saisonziel. Und selbstbewusst fügt er hinzu: »Wenn wir so weiterspielen, dann schaffen wir das auch.«
Dass der DSC in den drei Partien nach dem bitteren Auftakt-2:5 in Bremen (»Danach hatte ich zwei Tage richtig schlechte Laune«) nur noch ein einziges Tor aus dem Spiel heraus kassierte, ist nicht zuletzt Westermanns Verdienst. Für ihn liegt der Grund auf der Hand, warum es abgesehen von VfB Stuttgarts Dänen-Stürmer Jon Dahl Tomasson in den letzten 180 Bundesligaminuten niemand anderem gelungen ist, gegen Arminia zu treffen. »Zwischen Marcio und mir greifen die Automatismen jetzt viel besser.« Für seinen brasilianischen Nebenmann in der Innenverteidigung findet Westermann ausschließlich lobende Worte. »Einen besseren Mitspieler als Marcio kann ich mir gar nicht vorstellen.«
Bei Tomassons Tor, sagt der 1,90-Meter-Mann, habe er deutlich zu spüren bekommen, dass jeder kleinste Fehler in der 1. Liga brutal bestraft werde. »Wir haben in 90 Minuten im Grunde kein einziges Kopfballduell verloren. Und ein Mal steht der Tomasson frei und köpft das Ding rein.« Sich nach Spielende das Trikot des Ex-Angreifers vom AC Mailand unter den Nagel zu reißen, war für Westermann kein Thema. »Das mache ich eigentlich nie. Und wenn, dann nicht für mich, sondern für Freunde. Einem habe ich mal das Trikot von Lukas Podolski besorgt. Was soll ich auch damit, ich kann es ja eh nicht anziehen«, argumentiert der pragmatisch denkende Franke.
Von seinem Ex-Verein, der Spielvereinigung Greuther Fürth, hat er aber eines der grün-weiß-gestreiften Jerseys mitgenommen in die neue Heimat Verl im Kreis Gütersloh. »Als Andenken an schöne viereinhalb Jahre dort«, begründet er. Das hat er sogar von allen Mitspielern unterschreiben lassen. Es soll mal irgendwann im Keller hängen. In der Regel ist es aber Westermann selbst, der Fanartikel signiert. Seine Popularität wächst mit jedem guten Bundesligaspiel. Auch wenn kürzlich nach einer Testpartie in Westerenger ein junger Autogrammjäger mit großen Augen zu ihm aufblickte und fragte: »Wer sind Sie?« Gut möglich, dass Heiko Westermann das in Zukunft nicht mehr so häufig passiert. Spätestens dann nicht mehr, wenn aus seiner Abmachung mit Thomas von Heesen Wirklichkeit wird.

Artikel vom 17.09.2005