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Holger Wortmann hat jetzt Bock auf mehr

Fußball-Oberliga: VfB Fichte Bielefeld verdient sich ein Lob von Ex-Trainer Weber


Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Der Bock ist umgestoßen. Klar, dass Holger Wortmann jetzt so richtig Bock auf mehr hat. Mit dem VfB Fichte hat der Trainer 2:1 beim FC Gütersloh gewonnen. Die Fußball-Oberligasaison ist seit Freitag um eine dicke Überraschung reicher. Ausgerechnet hier, ausgerechnet im Heidewald. Der Sieg hatte Wortmann total happy gemacht.
Kein Wunder: Nach sechs sieglosen Spielen haben sich seine Mannschaft und er aus dem Dunkel des Tabellenkellers befreit. Und das in einer Partie, vor der kein Mensch klaren Verstandes auch nur einen Cent auf die Bielefelder gewettet hätte.
Und weil die unerwarteten nunmal die schönsten Siege sind, tollten die Gewinner so ausgelassen auf dem fremden Rasen herum, dass das einigen, mit Besitzansprüchen behafteten FCG-Fans ganz und gar nicht schmeckte. Ja sogar richtig übel aufstieß. Und darum hatten sie allen Fichte-Fußballern voran den rot-gesperrten Güven Aydin als ihren Sündenbock auserkoren. Der Türke hatte schon während der Partie immer wieder sein Fett wegbekommen. Immer wieder musste er sich mit pöbelnden Zuschauern, darunter Kinder, auseinandersetzen. Hinterher jubelte Aydin, konnte sein Glück und das seines VfB Fichte kaum fassen, fiel seinen Mitspielern um den Hals. »Warst ein super Co-Trainer heute, Güven«, lobte Wortmann und brachte zum Ausdruck, dass ein Routinier wie Aydin eben nicht nur auf, sondern auch am Platz eine wichtige moralische Stütze für den VfB Fichte ist.
Und ebenfalls zum Ausdruck brachte der Coach, dass er sich weniger für sich selbst über den ersten Saisonsieg freute als vielmehr für seine Spieler, die sich den Dreier alle zusammen für eine super Leistung in der zweiten Halbzeit verdient gehabt hätten.
Weit weniger Freude am Spiel hatte Dr. Jörg Weber. Die Niederlage gegen seinen Ex-Verein schmerzte den Coach des FCG gewaltig. Er fand klare Worte, um das 1:2 zu analysieren: »In der zweiten Halbzeit ist die Ordnung völlig verloren gegangen. Wieder haben wir einen Vorsprung leichtfertig aus der Hand gegeben. Der ein oder andere wird mit dem Druck nicht fertig, ist nervlich überfordert.« Und Weber kündigte Konsequenzen an: »Ich kann das so nicht akzeptieren. Wir sind doch keine grünen Jungs mehr.«
Dem VfB Fichte attestierte der Gütersloher Coach eine gute zweite Halbzeit, »das lag aber auch an uns, weil wir das zugelassen haben. Aber es stimmt schon: Die haben absolut mitgespielt.« Nichtmal daran, dass der überraschende Auswärtssieg verdient war, wollte Weber noch Zweifel üben.

Artikel vom 20.09.2005