Rücksichtslos: Zeugen berichten von »irrer Heizerei«
Von Uwe Koch und Bernhard Pierel (Foto) Bielefeld (WB). Der fürchterliche Karfreitag-Unfall hat ein gerichtliches Nachspiel: Der Versmolder, der in Bielefeld mit seinem Opel Corsa in eine Zuschauermenge raste und eine junge Frau tötete, wird sich vor Gericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten müssen.
Wieder einmal war die Herforder Straße am Freitag, 25. März, Schauplatz eines Tuning-Treffens von Autofahrern aus der Region: Fahrer und Beifahrer von aufgemotzten Klein- und Mittelklassewagen zogen auf den Fußgängerwegen die Zuschauer an, einige PS-Piloten nutzten die mehrspurige Straße sogar zu einem Rennen. Gegen 22.15 Uhr jedoch endete die Autoschau in einem Blutbad: Der 21-jährige Versmolder Danny B. wollte vor der Einmündung der Schuckenbaumer Straße mit seinem Opel Corsa von der linken auf die rechte der stadtauswärts führenden Fahrbahnen wechseln. Nach Ansicht von Staatsanwältin Stefanie Dakers nutzte er eine zu kleine Lücke zwischen einem direkt vor ihm fahrenden Pkw und einem rechts etwas hinter seinem Opel fahrenden BMW, um abrupt auf die rechte Fahrspur zu gelangen. Dabei soll der Corsa den BMW touchiert haben. Folge: Danny B. verlor die Kontrolle über den Opel, der 118 PS starke Wagen schleuderte in die Menschenmenge auf dem Gehweg. Die 25-jährige Altenpflegerin Jessica S. aus Gütersloh wurde bei dem Aufprall so schwer verletzt, daß sie tags darauf starb. Neun weitere Menschen, darunter die schwangere Fahrerin des BMW, wurden zum Teil schwer verletzt. Danny B., dem der Führerschein erst nachträglich abgenommen worden war, hatte bisher die Teilnahme an einem Rennen bestritten, sonst jedoch keine Aussage gemacht. Zwei Dekra-Sachverständige haben das Tempo des Opels zwar nur mit 62 Stundenkilometern ermittelt (erlaubt ist dort Tempo 70), doch die Staatsanwältin hat das Verhalten des 21-Jährigen dennoch als »grob verkehrswidrig und rücksichtslos« eingestuft. Immerhin wird die Anklage von Zeugenaussagen gestützt: Beobachter hatten geschildert, Danny B. sei »wie ein Idiot losgefahren«, habe »den Motor aufheulen lassen« und sei »wie ein Irrer weggeheizt«. Ein Termin für den Prozeß vor einem Jugendschöffengericht des Bielefelder Amtsgerichts steht noch nicht fest.
Drucken