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Fabelwesen im neuen Heim
Der Duisburger Zoo hat eine neue Attraktion - Flussdelfine sind die Stars
Delfine kennt ihr ja. Sie schwimmen normalerweise im Meer. Aber es gibt auch Flussdelfine. Und die sind sehr selten. Zwei dieser Exemplare sind im Duisburger Zoo zu sehen. Und der hat eine neue Attraktion: das Tropenhaus »Rio Negro«. Die Stars darin sind »Apure« und »Orinoko«.
Die beiden urtümlichen Flussdelfine drehen dort etwas übernächtigt ihre Runden hinter der riesigen Panoramascheibe. »Seit dem Umzug in das mehr als zehn Mal so große Becken haben die beiden vor Aufregung noch kein Auge zugemacht«, berichtet der Duisburger Delfin-Experte und Zoo-Tierarzt Manuel Garcia Hartmann.
Bereits seit 30 Jahre leben die mittlerweile mit einem Alter von etwa 31 und 48 Jahren hochbetagten Delfin-Herren »Apure« und »Orinoko« im Duisburger Zoo. Der damalige Zoodirektor Wolfgang Gewalt hatte die Tiere noch in freier Wildbahn in ihrer südamerikanischen Heimat eingefangen und ins Ruhrgebiet gebracht.
Bekannt geworden ist der Duisburger Zoo aber vor allem auch durch die Meeresdelfine, die in einem Delfinarium den Besuchern Kunstücke zeigen.
Das mit Kosten von etwa 3,2 Millionen Euro in einem Jahr errichtete neue Tropenhaus »Rio Negro«, das kürzlich feierlich eröffnet wurde, wird von den Zooleuten als »Meilenstein der ganz neuen Tiergärtnerei« gepriesen. Auf etwa 900 Quadratmetern bietet der Bau unter einem riesigen Glasdach Dschungel-Atmosphäre mit mehr als 1000 tropischen Pflanzen sowie Vögeln, Faultieren und Schildkröten.
Größte Attraktion ist jedoch das mit zwei in Japan gefertigen Panorma-Scheiben ausgestattete Delfin-Becken, das einen direkten Blick auf die Bewohner ermöglicht. Die beiden Flussdelfine gelten als europaweit einzigartig, da diese Tiere außer in Duisburg weltweit nur noch in einem Aquarium in Venezuela gehalten werden.
In ihrer Heimat galten die bis zu 2,5 Meter langen Tiere unter den Eingeborenen lange Zeit als geheimnisvolle Wesen, die sich nachts in Menschengestalt unters Volk mischten. Bekleidet mit einem schwarzen Zylinder, um das Luftloch auf dem Kopf zu verstecken, sollen sie dabei der Fabel nach auf Festen der Einheimischen auftauchen.
»Die Tötung eines Delfins galt dabei als unglückbringend«, erklärt der Experte Manuel Garcia Hartmann. War ein Delfin nach einer Überschwemmung des riesigen Amazonas-Flusses hilflos in einem Tümpel gestrandet, sei er von den Eingeborenen wieder zurück in den Fluss getragen worden. Heute würden die vom Aussterben bedrohten Tiere getötet, um ihr Fett zu »Wundermitteln« zu verarbeiten. Ob diese helfen, bezweifelt der Tierarzt.
Im Gegensatz zu ihren weit bekannteren Verwandten aus dem Meer sind Flussdelfine urtümliche Wesen, die bereits seit mehr als 40 Millionen Jahren die Erde bevölkerten. Von fünf Flussdelfin-Arten ist eine bereits ausgestorben, zwei weitere sind vom Aussterben bedroht.
Die im Gegensatz zu den anderen Delfinarten mit kleinen Tasthaaren ausgestatteten Delfine gelten dabei als außerordentlich neugierig. »Die lassen hier die Besucher nicht aus den Augen«, sagt der Experte Hartmann. Und er muss es ja wissen.Uta Knapp

Artikel vom 24.09.2005