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Schulverweigerer kommen zurück

Auch in Österreich wird Heimunterricht für 18 Kinder nicht genehmigt

Von Ernst-Wilhelm Pape
Paderborn (WB). Die baptistischen Schulverweigerer werden so bald wie möglich aus Österreich in die Kreise Paderborn und Höxter zurückkehren. Das hat gestern Helmut Stücher angekündigt.

Stücher ist Leiter der Philadelphia-Schule (Freies Christliches Heimschulwerk e.V.) in Siegen und gilt als Pionier der deutschen Heimschulbewegung. Nach ihrer Rückkehr aus Österreich würden die Schulverweigerer den Kampf gegen die Behörden neu aufnehmen, kündigte Stücher an.
Nachdem das Paderborner Familiengericht zwei Elternpaaren das Sorgerecht über ihre vier Kinder entzogen hatte und die Kinder bei Pflegefamilien unterbringen wollte, waren sieben Mütter mit ihren 18 schulpflichtigen Kindern aus den Kreisen Paderborn und Höxter nach Österreich ausgewichen und hatten dort einen zweiten Wohnsitz angemeldet. Zuvor waren alle Versuche der Schulbehörden gescheitert, die Eltern durch Buß- und Zwangsgeldverfahren sowie Erzwingungshaft zum Einlenken zu bewegen.
Die strenggläubigen baptistischen Mütter und ihre Kinder sind in Österreich im Christlichen Freizeitheim »Grüne Au« am Wolfgangsee untergebracht. Ihr Aufenthalt wird aus Spenden finanziert. Im Hinblick auf den Sorgerechtsentzug sagte Stücher, dass der Beschluss die eine, die Ausführung aber eine ganz andere Sache sei: »Wir werden es darauf ankommen lassen.«
Auch in Österreich haben die Baptisten ihre Kinder nicht zur staatlichen Schule geschickt, sondern einen Antrag auf Heimunterricht gestellt. Diese Heimbeschulung werde nicht genehmigt, teilten die österreichischen Behörden der Bezirksregierung in Detmold und dem Kreis Paderborn bereits mit.
Bei der Bezirksregierung in Detmold hatten die Schulverweigerer bereits die Einrichtung einer Ersatzschule beantragt. Der Antrag war abgelehnt worden, da die Ausbildung der beiden vorgeschlagenen Lehrer, Lehrinhalte und die baulichen Voraussetzungen nicht den Richtlinien entsprächen. Unter anderem war als Unterrichtsraum ein Wohnzimmer vorsehen. Den Eltern wurde aber eine Frist zur Nachbesserung eingeräumt.
Morgen wollen die Baptisten erneut einen Antrag vorlegen. Sie haben bereits Änderungen beim Schulort und eine Nachbesserung der Lehrpläne angekündigt. Stücher: »Wir hoffen, dass die Behörden endlich die Schulgründung zulassen.« Seite 4: Kommentar

Artikel vom 16.09.2005