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Umstrittene Wahlhilfe aus Brüssel

Kroes lobt Merkel

Brüssel (Reuters). EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hat ungeachtet der vorgeschriebenen parteipolitischen Neutralität der EU-Behörde Partei für Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel ergriffen.

In der niederländischen Zeitung »Trouw« schrieb die liberale Politikerin gestern, wenn Deutschland von einer Frau regiert würde, hätte dies positive Auswirkungen nicht nur auf die deutsche Gesellschaft, sondern auch auf Europa als ganzes.
Ihr Sprecher sagte dazu in Brüssel, Kroes habe sich in ihrem Beitrag nicht als EU-Kommissarin, »sondern in ihrer Eigenschaft als Politikerin und Frau« geäußert. Sie habe nur ihre bekannte Ansicht vertreten, dass Frauen stärker in führenden Positionen in Politik und Unternehmen vertreten sein sollten.
Normalerweise hätte sie einen Kommentar zur deutschen Wahl abgelehnt, schrieb Kroes in dem Blatt. Allerdings habe sie dann doch die Gelegenheit wahrnehmen wollen, sich zu einer größeren Beteiligung von Frauen in Politik und Wirtschaft zu äußern. »Deutschland ist traditionell ein Land mit einer formalen Kultur, besonders in Bezug auf die Beziehungen zwischen verschiedenen Management-Ebenen, innerhalb und zwischen Organisationen«, schrieb die Kommissarin.
Eine Kommissionssprecherin betonte, der Artikel spiegele keine Vorliebe der EU-Kommission für einen der beiden Kanzlerkandidaten wider. Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso habe mit Gerhard Schröder sehr gut zusammengearbeitet und werde dies mit nächsten Kanzler fortsetzen, sagte seine Sprecherin. »Egal wer das sein wird.« Kroes gehört den niederländischen Liberalen an.

Artikel vom 16.09.2005