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Von Michael Schläger

Bielefelder
Optik

Richtige Rezepte


Mal ehrlich: Können Sie sie noch sehen, die Politiker in Talkshows, bei Kundgebungen und auf Wahlplakaten? Sie alle haben im Wahlkampf wirklich ihr Bestes gegeben, haben versucht, uns mit ihrer Sicht der Dinge zu füttern. Und jetzt ist es gut, dass der Wahlsonntag endlich kommt, die Entscheidung fällt.
Dass es auch in Bielefeld um viel geht, hat der Wahlkampf der Parteien vor Ort bewiesen. Selten wurde in der Stadt so viele bundespolitische Prominenz aufgeboten wie in den vergangenen Wochen. Merkel, Schröder, Fischer, Westerwelle, Lafontaine - alle waren sie angetreten, das Bielefelder Wahlvolk zu überzeugen.
In der Tat wird es am morgigen Wahlsonntag in Bielefeld spannend wie selten. Schafft es der Sozialdemokrat Rainer Wend nicht, seinen Wahlkreis wiederum direkt zu gewinnen, ist seine bundespolitische Karriere erst einmal beendet. Auf der Landesliste seiner Partei ist er nicht abgesichert. Wird Lena Strothmann (CDU) in Bielefeld nur zweite Siegerin, kommt es für sie darauf an, ob ihr Landeslistenplatz 24 ausreicht, um wieder ins Parlament einzuziehen. Offen wie nie wurde in Bielefeld um die Erststimme geworben. SPD-Genosse Jürgen Heinrich umgarnte die Grünen, FDP-Chef Harald Buschmann propagierte die strategische Entscheidung liberaler Wähler: Erststimme Strothmann, die für die Liberalen so wichtige Zweitstimme für die FDP.
Doch neben dem Duell Strothmann/Wend sollten die Bielefelder Wähler bei ihrer Entscheidung auch nicht vergessen, dass es vor allem um die Zukunft der Stadt geht. Und da sind zwei Zahlen interessant, die in diesen Wochen die Runde machten. Nur noch rund 125 000 Menschen gehen in Bielefeld einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Ein Negativrekord. Vor zehn Jahren waren es noch gut 10 000 Beschäftigte mehr. Knapp 25 000 Menschen sind derzeit arbeitslos gemeldet. Ebenfalls ein Spitzenwert. Wo sind diese Jobs geblieben? Und vor allem: Wie lassen sich neue schaffen? Wer ehrliche Antworten auf diese entscheidende Frage weiß, wer die richtigen Rezepte kennt und umsetzt, der hat es verdient, die Stadt in Berlin zu vertreten.

Artikel vom 17.09.2005