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NATO und Eufor bringen
dem Balkan-Staat Stabilität

Deutsche Offiziere ziehen positive Bilanz in Bosnien-Herzegowina

Aus Bosnien-Herzegowina berichtet Carsten Borgmeier (Text und Fotos)
Sarajevo (WB). Im Einsatzland Bosnien-Herzegowina sind Manfred Hofmann und Axel Loewe die höchstrangigen Bundeswehr-Offiziere mit weitreichender Befehlsgewalt im Rahmen der multinationalen Friedenstruppe European Union Force (Eufor).
General Hofmann vor dem Stabsgebäude der Eufor-Streitkräfte in Butmir bei Sarajevo (li.); Oberst Axel Loewe im Feldlager Rajlovac.

Während Brigadegeneral Manfred Hofmann (51) aus Augustdorf als Chef des Stabes im Hauptquartier in Butmir bei Sarajevo Aktionen der Eingreiftruppen (Task Forces) plant, ist Oberst Axel Loewe (57) der Nationale Befehlshaber und somit Vorgesetzter aller 1100 deutschen Soldatinnen und Soldaten. Im Gespräch mit WESTFALEN-BLATT-Redakteur Carsten Borgmeier ziehen die Offiziere eine positve Bilanz für das Krisenland.
Durch das Eingreifen der NATO ging vor zehn Jahren der grausame Bürgerkrieg im Gebiet von Bosnien und der Herzegowina zu Ende. Bosnische Muslime und katholische Kroaten hatten 1991 eine unabhängige Republik ausgerufen, was die christlich-orthodoxen Serben zum Anlass für Krieg, Vertreibung und Völkermord nahmen. Das Massaker an etwa 8000 muslimischen Männern und Jungen in Srebenica im Juli 1995, Massenvergewaltigungen von Mädchen und Frauen sowie die fast dreijährige Belagerung der ehemaligen Olympia-Metropole Sarajevo sind Beispiele dafür, wie brutal auf dem Balkan gekämpft wurde.
General Manfred Hofmann, in seiner ursprünglichen Funktion Kommandeur der Augustdorfer Panzerbrigade 21, befindet sich seit Mitte Juli in Bosnien-Herzegowina. Als Chef des Stabes im Hauptquartier bekleidet der 51-Jährige für acht Monate den zweitwichtigsten Posten der Eufor-Streitkräfte: »In meiner militärischen Laufbahn ist das bislang die größte Herausforderung«, betont Hofmann, der in Butmir maßgeblich an der taktischen Einsatzgestaltung der Task Forces beteiligt ist. Konkret geht es dabei etwa um die Suche nach Kriegsverbrechern, das Beschlagnahmen von Waffen und die Aufrechterhaltung von Frieden und Ordnung. Derzeit ist Hofmann damit beschäftigt, gemeinsam mit dem britischen Eufor-Kommandeur einen militärisch-politischen Einsatz-Rückblick anzufertigen, der den höchsten Gremien der Weltgemeinschaft sowie der Europäischen Union vorgelegt wird.
Trotz der sich als sehr schwierig gestaltenden Reformen stellt Hofmann dem Land und der Mission ein gutes Zeugnis zum bevorstehenden zehnten Jahrestag des Friedensvertrages von Dayton (14. Dezember 1995) aus: »Die Volksgruppen leben zwar noch eher nebeneinander als miteinander, doch sehe ich Bosnien-Herzegowina auf einem guten, stabilen Weg in die Staatengemeinschaft.« Als bislang größten Beweis für den militärischen Erfolg von NATO und Eufor wertet Hofmann die Truppenreduzierung der westlichen Streitkräfte von ursprünglich 60 000 auf 7000 Mann. »Wir möchten als Berater und nicht als Besatzer wahrgenommen werden«, unterstreicht der General.
Oberst Axel G. Loewe als Nationaler Befehlshaber im Einsatzland sieht die Situation in Bosnien-Herzegowina ähnlich, sogar noch etwas optimistischer: »Mittlerweile funktioniert hier die Hilfe zur Selbsthilfe«, meint der Chef des zweiten deutschen Eufor-Kontingents. Loewe kommandiert etwa 1100 Soldatinnen und Soldaten, die im Feldlager Rajlovac zehn Kilometer außerhalb der Hauptstadt Sarajevo untergebracht sind. Der 57-jährige Artillerist ist verantwortlich dafür, dass seine deutschen Einsatzkräfte, die das größte Kontingent aller beteiligten 33 Nationen darstellen, das Anforderungsprofil im Rahmen der Eufor-Streitkräfte erfüllen; Loewe ist gewissermaßen Personal-Anbieter für die multinalen Einsatzkräfte, die von General Hofmann im Hauptquartier mit befehligt werden.

Artikel vom 17.09.2005