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Bernhard Watermeyer
WESTFALEN-BLATT-Leser

»Es ist nicht sicher, dass es besser wird, wenn es anders wird. Aber sicher ist, dass es anders werden muss, damit es besser werden kann.«

Leitartikel
Gefühltes und Handfestes

Hat die Gerd-Show ausgespielt?


Von Rolf Dressler
Scheinbar immer schneller tickt die gefühlte Wahlkampf-Uhr vor dem großen Schlussgong am Sonntag, Punkt 18 Uhr deutscher Ortszeit.
Eines aber sollte gerade im nun abebbenden Endzeit-Getümmel doch noch einmal vernehmlich gesagt werden: Die Erdkugel wird sich allerhöchstwahrscheinlich auch nach dem 18. September 2005 weiterdrehen. Darauf zumindest ist Verlass. Und als einzig wahren Mittelpunkt dieser trotz allem wunderbaren Welt sollten und wollen sich Deutschland und die Deutschen aus guten Gründen ja ohnehin nicht (miss)verstehen.
Neben dem Überthema Wahl, Wahl und nochmals Wahl beschäftigten den bunt schillernden Presse-Boulevard übrigens selbst in den Tagen vor der Entscheidung noch so fetzige Aufreger wie »Hitler plante erste Riesen-Disco in Berlin«, »Darf man aus Katzen Benzin machen?« in der Abteilung »Unappetitlich« oder - wie traurig - »Udo Jürgens lief die Frau weg«.
Nun gut, niemand muss das al- les kaufen und lesen. Denn auch am Zeitungskiosk herrscht natürlich das edle demokratische Prinzip der freien Wahl.
Gleiches gilt für den »Gerd-Show«-Gummipuppen-Erfinder und Schröder-Imitator Elmar Brandt. Den Ereignissen vorauseilend ließ er »Angie und Gerd« im Bruder-Lustig-Fernsehen schon mal mit Kindern Bundestagswahl spielen und übte sich selbst auch bereits in der puppigen Rolle des Ehepartners einer künftigen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
All dies verblasst jedoch zu ei- nem Nichts, bedenkt man den eigentlichen Ernst der Stunde. Und der spiegelt sich zum Beispiel in folgendem wider:
- Urplötzlich gerät der Wahlsieg der norwegischen (!) Linken in Deutschland zu einem Medien-Sensationsereignis. Warum wohl?
- Derweil sind sich Prominente wie etwa auch die Schauspielerin Iris Berben nicht zu schade dafür, in einer »Ich wähle Schröder«-Kampagne den Eindruck zu erwecken, als garantiere nur er, nicht aber eine Kanzlerin Angela Merkel dafür, dass hierzulande »niemand wegen seiner Lebensart, Hautfarbe oder Religion Angst haben muss«. Unwürdig durchsichtige Rot-Grün-Polemik.
- Immer mehr Bürger, so heißt es, durchblickten immer weniger das politische Tun und Treiben. Der Grund liegt auf der Hand: Existentielle Belange wie die gigantischen Dauerfolgelasten des Massen-Zuzuges und -Nachzuges minderqualifizierter Menschen aus anderen Ländern und Kulturkreisen wurden auch im Kurz-Wahlkampf 2005 weithin ausgespart. Ein kardinaler Fehler im Blick auf heute und morgen.
Stattdessen überhäufte man die genervten Wahlbürger bis zuletzt inflationär mit Umfragen. Diese zeigen aber längst nicht mehr nur neutral Meinungstrends auf - sie setzen sie selbst. Nie zuvor sind Wähler so unverfroren beeinflusst, (um)gelenkt und damit letztlich manipuliert worden wie diesmal.
Eines ist gewiss: Gerd-Shows helfen Land und Leuten garantiert nicht weiter. Wir haben die Wahl.

Artikel vom 17.09.2005