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Abiturient (19)
stirbt bei Unfall
in Australien

Bielefelder jobbte als Erntehelfer

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Bei einem schweren Busunfall in Australien sind am Wochenende drei Rucksacktouristen getötet worden, darunter ein Abiturient (19) aus Bielefeld. Sein gleichaltriger Freund und Reisebegleiter aus Steinhagen (Kreis Gütersloh) hielt sich zum Unfallzeitpunkt in einer Herberge auf und erlitt einen Schock.

In der Waldorf-Schule Gütersloh-Friedrichsdorf fand gestern eine Trauerfeier statt, bei der des 19-Jährigen Malte S. gedacht wurde. Er hatte gerade sein Abitur bestanden und war vor vier Wochen mit seinem Freund Michael K. (19) aus Steinhagen ins 16 000 Kilometer entfernte Australien geflogen. »Weihnachten wollte Malte zurück sein, um seine Zivildienststelle anzutreten«, sagte gestern sein Stiefvater Gerald W. und zeigte ein Foto, auf dem der 19-Jährige am Strand sitzt: »Das hat er uns letzte Woche noch geschickt.«
Um ihren Aufenthalt zu finanzieren, hatten die beiden Ostwestfalen als Erntehelfer auf einem Zucchini-Feld in Bundaberg gearbeitet, einer 43 000-Einwohner-Stadt im Nordosten Australiens. Dort wohnten sie mit anderen Touristen in einer Herberge, deren Eigentümer die jungen Leute an Landwirte vermittelte und ihnen Kleinbusse zur Verfügung stellte, mit denen sie zur Feldarbeit fahren konnten.
Für Malte S. und Michael K. gab es nur nur eine Arbeitsstelle, die sie sich Tag um Tag teilten. Während Michael K. am Samstag frei hatte, war Malte S. mit acht weiteren Arbeitskräften aus Deutschland, Frankreich, Kanada, England, Schweden und Korea in einem Minibus aufs Feld gefahren.
Der Unfall geschah auf der Rückfahrt gegen 20 Uhr deutscher Zeit. Wie üblich saß der 19-Jährige Bielefelder am Steuer des alten Mitsubishi-Minibusses, weil die übrigen ihn zum Fahrer bestimmt hatten. Auf einer Kreuzung stieß der Kleinbus in voller Fahrt mit einem Geländewagen zusammen. »Die Fahrer hatten sich nicht gesehen, weil meterhoch bewachsene Felder die Sicht auf die jeweils andere Straße versperrten«, erklärte Gerald W.
Der Bielefelder, eine Frau aus Bonn (21) und eine Französin (27) waren auf der Stelle tot. Die fünf weiteren Touristen wurden schwer verletzt, schweben aber nicht mehr in Lebensgefahr. Ein Sprecher der Polizei in Bundaberg sagte gestern, es werde noch Wochen dauern, bis die Schuldfrage geklärt sei: »Erst müssen Unfallsachverständige und der Rechtsmediziner ihre Gutachten erstatten.«
Maltes Stiefvater beschrieb den 19-Jährigen als besonnenen, verantwortungsbewussten Menschen: »Er war sehr reif für sein Alter, und es war nur folgerichtig, dass die anderen ihn zum Fahrer gewählt hatten - so tragisch das jetzt auch klingen mag.«
Maltes Eltern und seine Schwester hoffen, dass die Auslandskrankenversicherung für eine schnelle Überführung sorgt: »Wir wollen ihn so bald wie möglich zur letzten Ruhe betten.«

Artikel vom 15.09.2005