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Moderne Maschinen
immer länger in Betrieb

Werkzeugmacher Gildemeister weltweit Nummer 1

Von Bernhard Hertlein
Hannover/Bielefeld (WB). Technischer Fortschritt und die Flexibilität der Arbeitnehmer machen es möglich: Gildemeister-Werkzeugmaschinen sind heute jährlich 6000 bis 6400 Produktionsstunden in Betrieb. Vor drei Jahren waren es erst 4000, erläuterte der Vorstandvorsitzende Dr. Rüdiger Kapitza gestern zum Start der EMO-Fachmesse in Hannover.

Dabei laufen moderne Werkzeugmaschinen nicht nur länger, sondern auch flexibler, präziser und um 20 bis 40 Prozent schneller. Sie kontrollieren und kommunizieren. So reicht als Bedienpersonal eine Fachkraft für vier bis sechs Maschinen. Trotzdem sind sie kaum teurer als 2001.
»Anfang 2005 konnten wir erstmals wieder eine leichte Preiserhöhung um drei bis sechs Prozent durchsetzen«, sagte Kapitza. Inzwischen sorge die große Nachfrage aus dem Ausland für weitere Entspannung. Gildemeister erwartet 2005 einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro und ist mit einem Marktanteil von sechs Prozent weltweit die Nummer 1 bei spanenden Werkzeugmaschinen.
Nach wie vor produziert Gildemeister zu 80 Prozent in Deutschland. Hier arbeiten 3900 der 5100 Beschäftigten, die übrigen in Italien, Polen und China. Die Exportquote steigt und hat die 60-Prozent-Grenze überschritten. Wachsende Nachfrage kommt Kapitza zufolge aus Osteuropa, Asien und den USA.
Neuerdings belastet allerdings die Dollar-Schwäche die Verkäufe in Übersee. Im Vergleich zur Situation vor vier Jahren sei eine Gildemeister-Maschine jetzt allein wegen der Währungsverschiebungen 25 Prozent teurer. Die Bielefelder wollen deshalb Zuliefererteile verstärkt in Ländern des Dollar-Raumes einkaufen. Gemessen am Volumen von 500 Millionen Euro lag der Anteil vor zwei Jahren erst bei einem Prozent. In diesem Jahr wird er laut Kapitza etwa fünf und 2007 zehn Prozent erreichen. »Das geht zu Lasten deutscher mittelständischer Unternehmen«, räumt der Gildemeister-Chef ein.
Die Preissicht hat auch zur Folge, dass der Handel mit den in Bielefeld und München aufgearbeiteten Gebrauchtmaschinen steigt. Auf jährlich 5000 neue kommen bereits 600 gebrauchte. »In zwei Jahren wird jede fünfte verkaufte Maschine gebraucht sein«, sagte Kapitza. Der Anteil der Leasing-Geschäfte habe aus dem gleichen Grund bereits die 30 Prozent-Grenze überschritten.
Kapitza bestätigte, dass nach drei dividendenlosen Jahren 2006 wieder Geld an die Aktionäre fließen soll. Für 2005 erwartet er eine Umsatzrendite vor Steuern von fünf Prozent. Ziel bis 2007 sind fünf Prozent.
Gildemeister präsentiert sich auf der EMO in Hannover in Halle 2 mit dem größten Messestand. Gezeigt wird das gesamte Produktspektrum von den in China produzierten Einfachmaschinen bis zur größten, 3,5 Millionen Euro teuren Anlage, deren Aufbau zweieinhalb Wochen in Anspruch genommen hat. Etwa jeder zehnte Gildemeister-Mitarbeiter ist in Hannover dabei. Insgesamt lasse sich der Konzern den Messeauftritt 2,8 Millionen Euro kosten. Sehr zur Freude der Bielefelder wird die EMO nach dem Wegfall des Messeplatzes Paris künftig häufiger in Hannover stattfinden.
Welcher Aufwand auch für den Veranstalter damit verbunden ist, macht die Tatsache deutlich, dass die unter Produktionsbedingungen laufenden Maschinen während der EMO genau so viel Energie verschlingen wie normalerweise die gesamte Bevölkerung der Landeshauptstadt Hannover.

Artikel vom 15.09.2005