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Fliege muss nun auf
sich selber aufpassen

Letzte Folge der Talkshow mit dem TV-Pfarrer


ARD, 15.00 Uhr: Die Aufzeichnung der letzten Ausgabe ist beinahe vorüber, da beugt sich Jürgen Fliege (58) hinunter, guckt ins Kameraobjektiv und sagt seinen berühmten Satz: »Passen Sie gut auf sich auf.« Fliege wiederholt das noch einmal. Dann sagt er, dass man »lernen muss, Danke zu sagen für die Zeit, die man hatte.«
Die Talkshow »Fliege« läuft heute zum letzten Mal. »Nach vielen Jahren des Erfolgs war zuletzt die Zuschauerakzeptanz leider deutlich rückläufig«, sagt ARD-Programmdirektor Günter Struve. Der Vertrag wurde nach zwölf Jahren nicht verlängert. In den besten Zeiten hatte »Fliege« mehr als eine Million Zuschauer.
Der 58-jährige TV-Pfarrer selbst sieht die Lage etwas anders: »Wenn die Interessen der älteren Generation kein Grund sind, ein Programm bestehen zu lassen, sondern die Quote zum Maßstab wird, dann muss sich ein öffentlich-rechtliches Fernsehen fragen, womit es sich begründet«, sagt er. Fliege bemängelt, dass die ARD seine Sendung verlegte und damit die Zuschauerzahlen drückte.
Vor der TV-Karriere war Jürgen Fliege 15 Jahre lang Pfarrer in NRW. Er fiel durch großes Engagement auf, aber auch durch kirchenkritische Äußerungen, die ihm ein einjähriges Berufsverbot einbrachten, das er zeitweise als Lastwagenfahrer überbrückte.
Enttäuschend ist für Fliege, dass die ARD seine Sendung durch eine Telenovela mit dem Titel »Sturm der Liebe« ersetzt. Der Moderator will seine Arbeit in einer sonntäglichen Sendung fortsetzen.

Artikel vom 15.09.2005