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»65 ist doch kein Alter«

Sprint-Diva Jutta Heine feiert morgen Geburtstag

Burglahr (dpa). Deutschlands Sprint-Diva der sechziger Jahre feiert ihren 65. Geburtstag mit Gelassenheit und ohne großen Bahnhof.

Die ehemalige Weltklasse-Leichtathletin Jutta Heine wird morgen in ihrem Hotel »Blaue Mühle« im rheinland-pfälzischem Burglahr den Ehrentag begehen. »65 ist doch kein Alter. Ich habe einen Riesenspaß am Leben und der überträgt sich auch auf andere«, sagte die jung gebliebene »Sportlerin des Jahres 1962«, für die dieser runde Geburtstag »ein ganz normaler Tag« ist.
Bei den Olympischen Spielen 1960 ging der Stern der »großen Blonden aus dem Norden« auf. Erst überraschte die in Hannover aufgewachsene Heine im 200-Meter-Lauf als Zweite hinter der US- Amerikanerin Wilma Rudolph. Dann gewann sie drei Tage später als Schlussläuferin der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel gemeinsam mit Martha Langbein, Anni Biechl und Brunhilde Hendrix hinter den USA Silber. Heine ist nicht enttäuscht darüber, dass es bei Olympia nie zum Platz auf dem obersten Treppchen gereicht hat: »Damit kann ich gut leben. Manche, die schon in den Vorläufen ausgeschieden sind, wären gerne einmal auf meiner Position gewesen.«
Die aktuelle Sprintszene verfolgt die Europameisterin von 1962 über 200 Meter mit einer gewissen Distanz. »Ich bin froh, dass ich damals nur aus meinem Talent heraus Sport getrieben habe und nicht wie heute üblich aus Leistungszwängen«, sagte Heine. Ihren frühen Rücktritt im Alter von gerade einmal 24 Jahren nach den Olympischen Spielen 1964 in Tokio, als sie in ihrer Paradedisziplin nach dem zweiten Fehlstart disqualifiziert wurde, bedauerte sie nicht: »Ich habe gemerkt, dass es interessantere Abschnitte im Leben gibt als den Sport.«
Gleichwohl hat Heine den Kontakt zum Leichtathletik-Betrieb nicht gänzlich verloren. So trifft sich die Hobby-Börsianerin einmal im Jahr mit Kollegen aus ihrer aktiven Zeit. Auch bei der Ehrung der »Sportler des Jahres« in Baden-Baden ist die Trägerin des »Silbernen Lorbeerblatts«, das ihr 1960 der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke verliehen hat, Stammgast. Der derzeit kränkelnden deutschen Sprintszene der Frauen empfahl die zweifache deutsche Fünfkampf-Meisterin mehr Gelassenheit: »Das wird schon wieder. Ich werde bald noch eine Nachfolgerin sehen.«
Die Jubilarin »liebt das Leben auf dem Land. Ich habe nie Langweile«, aber »Köln ist meine Leidenschaft. Ich darf nie zu weit davon weg sein«, sagte die Tierliebhaberin.

Artikel vom 15.09.2005