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Die WM ist das
große EM-Ziel

Verletzungen belasten Basketballer

Vrsac (dpa). Bei der EM 2003 in Schweden hatten Deutschlands Basketballer beim angestrebten Höhenflug eine Bauchlandung hingelegt und ihre hoch gesteckten Ziele verpasst: keine EM-Medaille und keine Olympia-Teilnahme 2004.

Zwei Jahre später will die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) bei den 34. kontinentalen Titelkämpfen von morgen bis zum 25. September in Serbien-Montenegro den peinlichen Betriebsunfall reparieren.
»Unser Hauptziel ist die Qualifikation für die WM 2006 in Japan«, sagt Bundestrainer Dirk Bauermann. Nur die ersten Sechs der EM qualifizieren sich. Der Traum des 47-jährigen Nachfolgers des in Schweden gescheiterten Finnen Henrik Dettmann von einer Medaille wurde im Vorfeld durch Verletzungspech gebremst. Nach den Ausfällen von Steffen Hamann und des Ex-Paderborners Stefano Garris musste einen Tag vor dem Abflug mit Ademola Okulaja der nach NBA-Star Dirk Nowitzki zweitwichtigste Spieler wegen der Folgen seiner Knieverletzung passen.
Ein Hoffnungsschimmer ist jedoch die Teilnahme von Mithat Demirel. Beim künftig für Besiktas Istanbul spielenden Ex-Berliner besteht die Aussicht, dass sein operiertes Knie hält. Er wird dringend benötigt, um den Frankfurter Pascal Roller auf der Position des Spielmachers zu entlasten. Denis Wucherer soll Okulajas Part übernehmen. Durch dessen Ausfall wird noch mehr Last auf den Schultern von Nowitzki liegen. »Adi wird uns vor allem beim Rebound fehlen« sagt der 2,13 Meter große Flügelspieler der Dallas Mavericks, den die Pleite von Schweden noch mächtig juckt: »Wir haben etwas gut zu machen.«
Der Leitwolf des durchschnittlich 28 Jahre alten und 1,98 Meter großen Teams soll der Siegesgarant in den schweren Vorrundenspielen von Vrsac gegen Italien (Freitag/18.00 Uhr/DSF), die Ukraine (Samstag/21.00/DSF) und Russland (Sonntag/21.00/DSF) sein. »Doch ein Spieler allein kann kein Spiel gewinnen. Wenn Dirk vom Gegner hart gedeckt wird, müssen alle anderen an ihre Grenze gehen«, fordert Bauermann.
Während ein Sieg über die in der Qualifikation zwei Mal geschlagene Ukraine Pflicht ist, um nicht als Vorrunden-Vierter schon vorzeitig die Koffer packen zu müssen, ist Italien wohl der dickste Brocken. Gegen den Olympia-Zweiten von Athen verloren die DBB-Korbjäger bei Europameisterschaften alle 10 Spiele. Die nach Revanche schreiende bitterste Niederlage war das 84:86 im K.o-Spiel in Schweden. Auf späte Revanche sinnen auch die Russen, die beim deutschen EM-Triumph 1993 das Finale 70:71 verloren.
Während nur die vier Gruppensieger das Viertelfinale direkt erreichen, müssen die Zweiten und Dritten der vier Vorrundengruppen zum EM-K.o. führende Ausscheidungsspiele bestreiten. Wird das DBB-Team Zweiter, kann es in Vrsac bleiben. Bei Platz drei droht die beschwerliche Reise ins ferne montenegrinische Podgorica. Die möglichen Gegner aus der Gruppe A (Titelverteidiger Litauen, Kroatien oder die Türkei) sind auch nicht von Pappe.
Nowitzki und sein russischer Kontrahent Andrej Kirilenko (Utah Jazz) sind nur zwei von 24 NBA-Spielern, die das Turnier zum bestbesetzten der EM-Geschichte machen. Sechs Akteure aus der stärksten Liga der Welt treten für Serbien-Montenegro an, wobei mit Peja Stojakovic und Vlade Divac die beiden besten fehlen. Dennoch ist der Gastgeber Top-Favorit vor Italien, Litauen, Spanien oder Griechenland. Als Geheimtipps gelten Frankreich, Türkei und Slowenien.

Artikel vom 15.09.2005