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Macht Internet einsam?
Das World Wide Web als Beziehungskiller oder Bereicherung für die Partnerschaft
Das Klischee vom etwas verschrobenen Computer-Freak mit dicker Hornbrille, der nächtelang allein an seinem Rechner sitzt, passt irgendwie nicht mehr so ganz in die heutige Zeit. Längst hat das Internet alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten in seinen Bann gezogen. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Scout24 AG nutzen bereits 68 Prozent der deutschen Haushalte das Internet. Der rüstige Rentner surft genauso begeistert im World Wide Web wie der smarte Business-Vertreter, die freundliche Verkäuferin, der aufstrebende Jungunternehmer, die junge Mutter oder der clevere Schüler. Unterschiedlich sind lediglich die Inhalte, nach denen jeder im Cyberspace forscht.
Trotzdem hält sich hartnäckig die Meinung, das Internet mache einsam, ja sogar süchtig, lasse Beziehungen scheitern und soziale Kontakte verkümmern. Ob diese Behauptungen Bestand haben, hat die deutsche Suchmaschine Abacho.de in einer repräsentativen Studie untersucht. In mehr als 1000 Interviews gaben Frauen und Männer ab 14 Jahren Auskunft darüber, inwiefern das Internet ihre Partnerschaft beziehungsweise ihr Familienleben beeinflusst.
Weniger Zeit allgemein und damit für den Partner und/oder die Familie war die Kernaussage bei den negativ empfundenen Auswirkungen. Fast im gleichen Atemzug zählten die Befragten aber mehr als drei Vorteile auf. Dazu gehörten unter anderem eine verbesserte Kommunikation per E-Mail, die Möglichkeiten des einfachen Preisvergleichs und des zeitsparenden Einkaufens sowie leichtere Informationsbeschaffung und schnelle Urlaubsplanung.
Etwa 30 Prozent aller Befragten fühlten sich weder in ihrer Partnerschaft noch in ihrem Familienleben durch das Medium Internet beeinflusst. Am besten lässt sich das Gesamtergebnis der Befragung mit einem Zitat einer Teilnehmerin zusammenfassen: »Das Internet hat unser Leben bereichert.«
Nur wenige Partnerschaften scheinen tatsächlich am Internet zu scheitern. Außerdem kommen auf jede dieser Trennungen zehn glückliche Paare, die sich erst durch das Internet kennen gelernt haben.
Neben Arbeitsplatz, Kneipe, Diskothek und Freundeskreis sind Online-Single- oder Partnerbörsen mittlerweile der wahrscheinlichste Ort, um Beziehungen zu stiften. Der virtuelle Flirt liegt im Trend - entweder auf eigene Faust oder mit Amors Hilfe: Einige Partnervermittlungen arbeiten nämlich mit dem so genannten »Matching«-Verfahren. Nach der Registrierung legt der Teilnehmer nicht nur einen eigenen Steckbrief an wie bei Singlebörsen (mit Angaben zu Hobbys, Aussehen, Beruf), sondern beantwortet auch zahlreiche Fragen wie »Ist Treue für Sie unabdingbar?«, »Sollte man auf jeden Fall heiraten?« oder »Was empfinden Sie beim Anblick dieses Bildes?«. Danach gleicht die Börse Profile ab und schickt dem Teilnehmer eine Auswahl von Liebeskandidaten. Der Rest ist nicht mehr Sache der Agentur. Ob aus den Mail-Kontakten Liebe wird, bleibt dem Zufall überlassen. (hey)

Artikel vom 30.09.2005