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Neuanfang im BMW

Formel 1: Heidfeld-Wechsel ist endgültig perfekt

Hamburg (dpa). BMW hat das Tauziehen um Nick Heidfeld gewonnen und steuert im nächsten Jahr mit seinem Lieblingspiloten in die eigene Formel-1-Zukunft. »Für mich geht ein großer Wunsch in Erfüllung«, sagte Heidfeld, der vom Münchner Autokonzern mit einem lukrativen Drei-Jahres-Vertrag bis 2008 ausgestattet wird.

»Ich erwarte natürlich keine Wunder in der ersten Saison nach dem Neuanfang 2006. Aber ich bin überzeugt, dass das neue Team langfristig Erfolg haben wird«, glaubt der 28 Jahre alte Rennfahrer, der noch bis Ende des Jahres an den momentanen BMW-Partner Williams gebunden ist.
Nach der Trennung vom britischen Williams-Rennstall war klar, dass BMW mit Heidfeld plant. Allerdings besaß Teamchef Frank Williams eine Option auf die Dienste von »Quick Nick« bis zum 15. September, die er jedoch nicht nutzte. »Sir Frank« und sein Motorenpartner BMW einigten sich unter der Hand - über die Ablösesumme wurde nichts bekannt. In seiner Schweizer Wahlheimat Stäfa erholt sich Heidfeld von den Nachwirkungen seines Fahrradunfalls. Beim Grand Prix in Brasilien am Sonntag in einer Woche ist er nicht am Start.
Unklar ist, wer sein Teamkollege im ersten reinen BMW-Projekt in der Formel-1-Geschichte wird. Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve (Kanada) hat mit dem von BMW zum 1. Januar 2006 übernommenen Schweizer Sauber-Team einen rechtsgültigen Vertrag und könnte deshalb an die Seite des Mönchengladbachers rücken. Für seine Entwicklungsarbeit soll Heidfeld nach Schätzungen mit sieben bis acht Millionen Euro pro Jahr entlohnt werden.
»Wir freuen uns, dass Nick in dieser sicher schwierigen Aufbauphase von Anfang an dabei sein wird. Er ist nicht nur ein schneller und couragierter Pilot, sondern auch ein analytischer und akribischer Arbeiter«, sagte ein zufriedener BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.
Zwischen 2001 und 2003 lenkte Heidfeld den Sauber-Rennwagen, ehe er nach einem Jahr bei Jordan-Ford auf Druck von BMW von Williams für diese Saison verpflichtet wurde. Mit zwei zweiten Plätzen in Monte Carlo und auf dem Nürburgring sowie einer Pole-Position überzeugte Heidfeld auch seine Kritiker im Williams-Lager.
Mit der Heidfeld-Verpflichtung nimmt das dritte Formel-1-Projekt eines deutschen Automobilherstellers (zuvor Mercedes und Porsche) so richtig Fahrt auf. Heidfeld ist dabei eine Schlüsselfigur. »Er kennt die beiden Standorte München und Hinwil mit den jeweiligen Belegschaften bereits«, nannte Theissen weitere Vorzüge seines Wunschpiloten. Der von Sauber übernommene Standort in der Nähe von Zürich wird von knapp 300 auf 400 Mitarbeiter ausgebaut. Bei BMW in München arbeiten 300 Beschäftigte am Formel-1-Projekt. »Insgesamt werden wir auf eine Personalstärke von 700 kommen«, sagte Theissen.
»Oberste Priorität« habe der Ausbau der Aerodynamik-Abteilung in Hinwil. Der von Peter Sauber neu gebaute Windkanal kann nicht voll genutzt werden, da das Personal für den Schichtbetrieb fehlt. »Wir arbeiten sukzessive darauf hin, die Anlage rund um die Uhr nutzen zu können.«

Artikel vom 17.09.2005