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Markus Merk
muss entscheiden

Der Schiedsrichter gibt Denkanstöße

Von Sebastian Schuster
Bünde (WB). Als Bundesliga-Schiedsrichter ist Markus Merk allen Fußballfreunden in Deutschland bestens bekannt. Was allerdings die wenigsten wissen: Der Unparteiische hilft auch außerhalb des grünen Rasens, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Seiner Verantwortung als Spielleiter ist sich der zurzeit beste Deutsche in der internationalen Schiedsrichter-Zunft absolut bewusst: »Durch mein Eingreifen versuche ich, die Gesundheit der Spieler zu schützen.« Im Bünder Stadtgarten machte der 43 Jahre alte Vorzeigeschiedsrichter vor 600 Gästen aus Wirtschaft und Industrie aber deutlich, dass auch sie immer für das Wohl ihrer Angestellten verantwortlich seien. Unter dem Motto »Sicher entscheiden« gab Merk Denkanstöße und referierte über die beträchtliche Tragweite, die so manche Entscheidung mit sich bringt.
Wer könnte dies besser wissen als der ehrgeizige Familienvater (ein Sohn) aus Otterbach? Denn Merk trägt nicht nur bei kniffligen Szenen auf dem Fußballplatz eine große Verantwortung, sondern auch abseits des Platzes. Er ist Begründer und Leiter des Projekts »Indienhilfe Kaiserslautern«. »Wir haben jetzt die dritte Schule eröffnet, vier Waisenhäuser und ein Altersheim gehören dem Projekt ebenfalls an«, sagt er mit einem stolzen Lächeln.
Indien ist für den Weltschiedsrichter des Jahres 2004 wie eine zweite Heimat geworden. Nach seinen ersten Besuchen in der Hilfsregion fiel ihm die Umstellung hin zum Fußball-Alltag aber äußerst schwer. »Man sieht die Sportwelt mit anderen Augen«, gibt der Hobby-Triathlet mit nachdenklicher Miene zu.
Auf dem grünen Rasen hat der waschechte »Pfälzer Bub« alles erreicht. Mit den Endspielen in der Champions League 2003 (AC Milan - Juventus Turin) in Manchesters Old Trafford und dem EURO-Finale im vergangenen Jahr zwischen Gastgeber Portugal und Griechenland hat sich der Träger des Bundesverdienstkreuzes den Wunsch eines jeden Schiedsrichters erfüllt. »Mein eigentlicher Traum ist aber schon 1988 mit meinem ersten Bundesligaspiel zwischen Bochum und Uerdingen wahr geworden«, meint Merk, »was danach kam, waren unbeschreiblich schöne Zugaben.«
Allerdings hat auch ein Mann, der in seinem Leben alles erreicht zu haben scheint, noch immer offene Wünsche: »Einmal auf dem Betzenberg in Kaiserslautern pfeifen.« Vielleicht bekommt er ja bei der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land seine Chance. Am 9. Juli würde er aber liebend gerne auf einen Einsatz verzichten: »Ich hoffe, dass ich zu Hause grillen und mir das Endspiel mit Klinsmanns Jungs ansehen kann«, gibt sich Merk durchaus optimistisch, was die DFB-Elf betrifft.

Artikel vom 17.09.2005