14.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ford fährt fortan ohne Hertz

Mietwagen-Firma geht für 5,6 Milliarden Dollar an US-Investmentfirmen

Detroit (Reuters/dpa). Der US-Autokonzern Ford Motor trennt sich in einem milliardenschweren Geschäft von seiner Autovermietungs-Tochter Hertz.

Der zweitgrößte US-Autohersteller kündigte an, alle Anteile an der Hertz Corporation - es ist die weltgrößte Mietwagen-Firma - für zusammen 5,6 Milliarden Dollar an eine Gruppe privater Investoren zu verkaufen. Einschließlich der Verbindlichkeiten habe die Transaktion einen Wert von 15 Milliarden Dollar (12,2 Mrd. Euro).
Die Investoren seien Clayton Dubilier & Rice, Carlyle Group und Merrill Lynch Global Private Equity. Das Geschäft solle bis zum Jahresende 2006 abgeschlossen sein. Der Verkauf gibt Ford Beobachtern zufolge die Möglichkeit, angesichts wachsender Konkurrenz und steigender Kosten seine Finanzen zu stärken. Ford leidet unter sinkenden nordamerikanischen Marktanteilen, Problemen beim Absatz seiner großen Geländewagen, enormen amerikanischen Pensions- und Krankenversicherungskosten. Zudem steht das Unternehmen im Wettbewerb mit immer erfolgreicheren asiatischen Konkurrenten wie Toyota, Nissan, Honda und Hyundai.
Hertz habe sich zu einem Bereich entwickelt, der für Ford nicht mehr zu den Kerngeschäften gehöre, sagte David Healy, Analyst bei Burnham Securities. Mit dem Geld aus dem Verkauf könne Ford nun in die Modellentwicklung investieren und Verbindlichkeiten bei den Sozialkosten ausgleichen.
Der Chef und Chairman des Konzerns, Bill Ford Jr., hatte im April angekündigt, dass sich der Autohersteller von Hertz trennen wolle, um sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren und seine Liquidität zu verbessern. Im Juni begann Ford mit den Vorbereitungen für einen Börsengang. Doch private Beteiligungsgesellschaften überhäuften den Autokonzern mit attraktiveren Angeboten. Durch den Verkauf an die Investoren bekommt Ford schneller sein Geld und umgeht zudem die Risiken im Zusammenhang mit einem Börsengang. Die Käufer setzten sich gegen mehrere Konkurrenten durch. So sollen auch die Blackstone, Texas Pacific, Bain Capital und Thomas H. Lee & Partners für Hertz geboten haben.
Der Verkauf an die private Investorengruppe gilt unter Beobachtern als ein weiteres Zeichen für den wachsenden Einfluss von Beteiligungsgesellschaften bei Firmenverkäufen. Die Käufer wurden unter anderem von der Deutschen Bank beraten.
Ford hatte Hertz im Jahr 1994 übernommen, 1997 zu 18,5 Prozent an die New Yorker Börse gebracht und diese Anteile im Jahr 2001 zurückgekauft. Hertz plant ein Angebot für bis zu 2,3 Milliarden Dollar der ausstehenden Schuldtitel, während andere Schulden refinanziert werden sollen. Ford hat mit einer wachsenden Konkurrenz, rückläufigen Anteilen auf dem Kernmarkt USA sowie steigenden Material- und Sozialkosten zu kämpfen.
Das Unternehmen musste seine Gewinnerwartungen in diesem Jahr bereits zwei Mal nach unten korrigieren. Der Autohersteller ist unter starkem Druck zur Kostensenkung, vor allem nachdem Ratingagenturen die Schuldtitel von Ford auf spekulatives Niveau (Junk) herabgestuft haben.

Artikel vom 14.09.2005