17.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nach vier Bundesliga-Runden weisen der VfB Stuttgart, der MSV Duisburg, der 1. FC Nürnberg und der FSV Mainz 05 eine Übereinstimmung auf, die sie nicht gerade stolz macht. Das bescheidene Quartett steckt noch sieglos im Tabellenkeller.

Falsche Mainzer

Ganz am Ende haben sich die Mainzer eingefunden, deren bisher einziger Bundesliga-Erfolg in dieser Saison darin besteht, wenigstens einen Treffer bejubeln zu dürfen. Darauf mussten sie 339 Minuten warten. Dann verkürzte Petr Ruman gegen den Hamburger SV auf 1:2. Unter dem Strich sieht es aber nicht gut aus für den FSV. Null Punkte, 1:8-Tore - da kann man schon ins Grübeln kommen.
»Wir machen jede Woche etwas anderes falsch«, klagte Jürgen Klopp sein Leid im Fachblatt »Kicker«. Der Trainer selbst nahm sich dabei nicht aus. Er hatte seinen Torschützen zunächst auf der Bank schmoren lassen, und »wie man hinterher gesehen hat, ist das eine geniale Idee gewesen.« Ein Klopp-Klops sozusagen. Zu soviel Selbstironie sind die Fußball-Lehrer nicht immer fähig.
Trotzdem wird in Mainz ernst mit der Situation umgegangen, weil die im UEFA-Cup bisher so erfolgreiche Mannschaft in der Bundesliga an einem Symptom leiden könnte, das so mancher Popgruppe die Gitarren schwer werden lässt. Da hat sie ein tolles Hit-Album fabriziert, plötzlich klemmt«s beim Nachfolger. Das Zweite ist immer das Schwerste - das gilt wohl auch im Fußball. Der letztjährige Neuling Mainz muss daher dieses Mal mit den größten Schwierigkeiten rechnen.

Verwirrter VfB

Aber vielleicht punktet der Tabellenletzte ja nun an diesem Samstag gegen Stuttgart. Der VfB hat auch noch nicht gewonnen und ist weiter intensiv damit beschäftigt, das wirre Sprachgebräu seines Maestros zu sortieren. Wie wäre es zum besseren Verständnis von Signore Trapattoni einen klubinternes Sprachführer anfertigen zu lassen? »Deutsch-trapdeutsch/trapdeutsch-deutsch« würde das Werk heißen. Wechselseitig einsetzbar, Pflichtlektüre für alle VfBer. Begleitend könnte ein Gestikheft beigegelegt werden, in dem die verschiedenen impulsiven Bewegungen des rüstigen Trainers sinnstiftend gedeutet werden.
Wie lange das wohl gut geht bei den Schwaben? Frühere Größen des Klubs mosern schon, intern grummelt es gewaltig. Platz 14 - das ist eine Position, die für viel Verdruss sorgt. Gepaart mit der Experimentierfreude von Giovanni Trapattoni entsteht daraus ein hochexplosives Gemisch. Nachdem der Trainer zu Saisonbeginn den bewährten VfB-Rasenchef Zvonimir Soldo kippte, erwischte es zuletzt gleich 75 Prozent der Viererkette. Zumindest scheut sich der Altmeister aus Italien nicht vor Überraschungen.

Überraschter »Club«

Die erlebte auch der 1. FC Nürnberg. Das 1:2 gegen die Bayern mag noch einkalkuliert gewesen sein, ansonsten nur einen mickrigen Punkt abzustauben, dagegen nicht. Nun fährt der »Club« als Vorletzter nach Wolfsburg. Es ist Gefahr in Verzug, zumal Vorsaison-Schützenkönig Marek Mintal weiter ausfällt. Der Slowake hatte am ersten Spieltag noch das Remis gegen Hannover gerettet.
Nur einen Platz vor Nürnberg reiht sich Duisburg ein. Der MSV eignete sich eine Regelmäßigkeit an, die nicht reichen wird für den Klassenerhalt. Zuhause nicht gewinnen, auswärts verlieren - zu wenig. Wie bei den anderen auch. Friedrich-Wilhelm Kröger

Artikel vom 17.09.2005