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Werner Schneyder

»Fernsehen trägt
die Botschaft der
Kultur in die hin-
tersten Täler und
lässt sie dort liegen.«

Leitartikel
Wahlkampf-Endgedanken

Wer Lehrgeld
zahlt, lernt
auch dazu


Von Rolf Dressler
Eigentlich, ja, eigentlich hatten auch die regierenden roten und grünen Politiker diesen Kurz-Wahlkampf 2005 doch einmal ganz ungewohnt anders führen wollen. Daraus aber ist nichts geworden. Rasch war der Traum vieler verunsicherter Menschen, der sogenannten souveränen Wahlbürger, von Florett statt Holzhammer ausgeträumt.
Besonders kräftiges Lehrgeld hat namentlich Unions-Kanzleramtsbewerberin Angela Merkel Lehrgeld zahlen müssen. Sie und ihre Mitstreiter wissen nun wohl für zukünftige Fälle, dass noch so konsequente Sach- und Faktenbezogenheit sogar negativ auf deren Verfechter zurückschlagen kann, wenn die Konkurrenz - entgegen allen vorherigen Fairness-Bekundungen - die unteren Schubladen bedient.
Extrakluge warten im nachhin-ein mit der »Weisheit« auf, Angela Merkel hätte die Karte Friedrich Merz schon viel früher ziehen können und müssen. Nur, war denn vorherzusehen, wie boshaft-wegwerfend SPD und Grüne, allen voran Kanzler Gerhard Schröder und sein Gesinnungszwilling Joschka Fischer, den »Herrn Professor aus Heidelberg«, Paul Kirchhof, und mit ihm die CDU-Kandidatin attackieren würden?
Exakt vorhersagen konnte man dies so sicherlich nicht. Aber professionelles Politik- und Wahlkampf-Management müsste dergleichen ins Kalkül nehmen. Denn wir leben nun einmal im Zeitalter der Schnodder-Kodder-Gaga-Talkshows und ähnlich zweifelhafter Inszenierungen. Und dort verlieren selbst hochrangige Politikschaffende bisweilen so manche Hemmungen.
Sonntags reden alle gern von der »politischen Kultur« an sich und überhaupt. Mindestens von Montag bis Samstag jedoch regiert - leider durchaus nicht nur im hitzigen Wahlkampfgefecht - teils beschämende Unkultur.
Kernursache dieser geistigen und moralischen Verarmung ist - man wagt es kaum mehr auszusprechen wegen der bedrohlich gestrengen »Political Correctness« ... - schlicht der Mangel an Menschenbildung in Geist und Herz.
Verwundern kann das nicht. Denn speziell rote und grüne Politiker-»Größen« tragen schon beim Ablegen ihres Amtseides ihre Gottesferne zur Schau, »segnen« (!) Beschlüsse und gar Gesetze ab und verkünden - nicht nur in Wahlkämpfer-Pose - abgeschmackte Bauernfänger-»Botschaften« (!), als wären es biblische Glaubenssätze.
Der Mangel an Menschenbildung, Wissen(wollen) und Aufrichtigkeit im Politik(er)-Geschäft hat aber noch viel schwerere Folgen. Denn noch weit eher als aufgrund von Fehlschaltungen bei Staatsverschuldung, Renten, Gesundheitsversorgung oder Kernkraftnutzung könnte die Zukunft Europas und Deutschlands an ganz anderer Stelle verwirkt werden: nämlich dadurch, dass die Europäische Union die vollständig islamische Türkei gegen alle kulturelle, politische und wirtschaftliche Vernunft als bevölkerungsreichstes Mitgliedsland aufnähme. Und was dann?

Artikel vom 16.09.2005