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Lehrer händeringend gesucht

Bis 2010 braucht NRW 41 000 neue Pädagogen - Sechs-Punkte-Plan

Düsseldorf (dpa/WB). In Nordrhein-Westfalen wird sich der Lehrermangel an bestimmten Schulen und in einzelnen Fächern verstärken. An Hauptschulen, Berufskollegs und im Fach Mathematik gebe es schon heute einen großen Bedarf an Lehrkräften, sagte Schulministerin Barbara Sommer (CDU) gestern in einer Aktuellen Stunde des Landtags.
»Er wird sich in den kommenden Jahren sogar noch weiter verstärken«, fügte sie hinzu. Mangelfächer sind laut Sommer auch Physik, Latein, Informatik, Musik und Kunst. Den Lehrermangel will die Landesregierung mit einem Sechs-Punkte-Programm in den Griff kriegen.
Nach Angaben von Sommer werden bis zum Jahr 2010 in Nordrhein-Westfalen etwa 41 000 neue Lehrer benötigt. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen 38 000 Lehrer ersetzt werden, die in Pension gehen. Zudem will die Landesregierung 3000 zusätzliche Stellen schaffen. Dem Bedarf steht derzeit nur ein Potenzial von 36 500 Bewerbern aus Nordrhein- Westfalen gegenüber. Viele von diesen Lehrern haben aber Fächer studiert, für die es kaum Bedarf an den Schulen gibt. Für den Lehrermangel machte die Ministerin Fehlentscheidungen der alten rot-grünen Landesregierung verantwortlich.
Mit dem Sechs-Punkte-Programm will Sommer die Attraktivität der Mathematik und der Naturwissenschaften stärken, damit mehr junge Leute diese Fächer studieren. Lehrer mit weniger gefragten Fächern sollen sich zusätzlich für ein Mangelfach qualifizieren. Da es für die Grundschulen künftig zu viele Lehrer gebe, sollten sie für einen Wechsel an die Hauptschulen gewonnen werden. Sommer will mehr Quereinsteiger für die Mangelfächer gewinnen und bei Abiturienten gezielt für den Lehrerberuf werben. Schließlich sagte die Ministerin zu, die Ausbildungsplätze für Referendare restlos zu besetzen. Die Opposition warf Sommer vor, keine neuen Vorschläge zu machen. »Das ist die Fortsetzung der Politik der rot-grünen Landesregierung«, sagte SPD-Schulexpertin Ute Schäfer. NRW habe 2000 als erstes Bundesland die bedrohliche Lage am Lehrerarbeitsmarkt erkannt und gehandelt. Die Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer forderte, den Lehrerberuf attraktiver zu machen.
Das Land Nordrhein-Westfalen schafft 100 zusätzliche Ausbildungsplätze. Einer entsprechenden Vorlage des Finanzministeriums stimmte der Haushalts- und Finanzausschuss des Düsseldorfer Landtags einstimmig zu. Damit stockt das Land seine Auszubildendenzahl in den nicht verwaltungsspezifischen Berufen auf 4400 auf.
Mit der Maßnahme solle die etwa 25 000 Lehrstellen umfassende Ausbildungsplatzlücke in NRW gemildert werden, begründete die Landesregierung ihren Vorstoß. 148 weitere Ausbildungsstellen sind derzeit noch unbesetzt.
An den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Studienanfänger wieder gestiegen. Im Sommersemester 2005 hätten sich an den Universitäten und Fachhochschulen 13 737 Erstsemester eingeschrieben, berichtete gestern NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). Das seien 6,9 Prozent mehr als im Sommersemester 2004. An den staatlichen Universitäten sei die Zahl der Studienanfänger sogar um 10,7 Prozent gestiegen. Im Wintersemester 2004/2005 war die Zahl der Studienanfänger um 3,9 Prozent zurückgegangen.
Der Anstieg im Sommersemester zeigt nach Ansicht von Pinkwart, dass die geplanten Studiengebühren keine abschreckende Wirkung auf potenzielle Studenten haben. Die Einschreibungen für das Sommersemester seien während des Landtagswahlkampfs erfolgt, als öffentlich intensiv über die Gebührenpläne von FDP und CDU diskutiert worden sei.
Laut Kultusministerkonferenz hatten im Wintersemester 2004/2005 bundesweit 5,5 Prozent junge Menschen weniger ein Studium aufgenommen als ein Jahr zuvor.

Artikel vom 16.09.2005