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Nur die Cleverness
fehlt Werder Bremen

Die Superstars aus Barcelona kommen glücklich davon

Bremen (dpa). Mit gesenktem Blick und hängenden Schultern schlich Nelson Valdez spät in der Nacht aus der Kabine. Die Enttäuschung über die nur knapp und unglücklich verpasste Überraschung gegen die Superstars vom FC Barcelona stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Nicht einmal eines der begehrten »Barca«-Leibchen mochte er eintauschen: »Zum Trikot holen war ich zu traurig«, gestand der Bremer Stürmer, der sich auch noch einen Muskelfaserriss zuzog und ohnehin das Sinnbild des Abends abgab: Werder trumpfte phasenweise groß auf, ging beim Auftakt in der Champions League mit 0:2 jedoch leer aus.
Frustriert flüsterte der junge Stürmer aus Paraguay: »Das ist traurig, ganz traurig für mich.« Gemeinsam mit Sturmpartner Ivan Klasnic hatte der 21-Jährige vor allem in den zwanzig Minuten vor der Halbzeit die Abwehr des Millionen-Ensembles durcheinander gewirbelt, doch die besten Einschussmöglichkeiten nicht genutzt. Nachdem er es noch einmal im Fernsehen gesehen hatte, ging er hart mit sich ins Gericht: »So was muss ich machen. Wir waren dumm vor dem Tor.«
Werder brachte das Topteam ins Wanken, kassierte indes durch Deco (13.) und Ronaldinho (76./Foulelfmeter) die Gegentreffer. »Wir haben uns gegen Barcelona viele Chancen erarbeitet, das ist sicher nicht normal«, lobte Trainer Thomas Schaaf - und kritisierte zugleich: »Wenn man so viel Kraft investiert, dann muss auch etwas dabei herauskommen.« Manager Klaus Allofs klagte: »Wir waren zu grün. Bei der Cleverness haben wir Nachholbedarf.«
Die Bremer waren hin- und hergerissen. Einerseits gewannen sie mit ihrem Auftreten Respekt und Renommee, andererseits holten sie keine Punkte. »Wir könnten stolz sein auf uns, aber die Enttäuschung überwiegt«, beschrieb Christian Schulz die Stimmung.
Zur Trauer kam allerdings auch der Trotz. »Für mich ist das ein gutes Omen«, sagte Klasnic und erinnerte an die Partie bei Inter Mailand: »Im vergangenen Jahr ging es genauso los, mit einem 0:2 gegen ein Spitzenteam. Und wir haben die Vorrunde überstanden.« Das ist das erklärte Ziel. »Jetzt müssen wir punkten, denn wir wollen Zweiter werden«, forderte Allofs vor den Auswärtsauftritten in Athen und Udine.
Barcelonas Trainer Frank Rijkaard kam nicht umhin, die Leistung der Bremer anzuerkennen. »Zählt man nur die Torchancen, hätte auch ein anderes Ergebnis heraus kommen können«, sagte der Niederländer. Seine Spieler präsentierten sich zwar als effektive Minimalisten, aber fast ohne jeden Zauber. Nur seltene Glanzpunkte setzte Ronaldinho. Der Welt-Fußballer, vom überraschend souveränen Patrick Owomoyela meistens gut bewacht, ließ es ruhig angehen und sein unnachahmliches Können nur ein paar Mal kurz aufblitzen.

Artikel vom 16.09.2005