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Gas-Ultimatum

Ein Schritt zu wenig


Alles hängt an allem: Die großen deutschen Energiekonzerne hängen an Verträgen mit den Erdgaslieferanten. Die Stadtwerke kleben am Gängelband der Energiekonzerne. Und am Ende der kurzen Leine hängen die Kunden -Êde facto ohne jede Möglichkeit, auf steigende Preise zu reagieren.
Formal ist der Gasmarkt ebenso wie der deutsche Strommarkt längst liberalisiert. In der Realität jedoch scheuen alle Beteiligten in der Wirtschaft den Wettbewerb. Angeblich tun sie es, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden. In Wirklichkeit haben sie sich in dem System der Preisbindung an das Heizöl aufs Beste eingerichtet. In kaum einer anderen Branche sind die Unternehmensgewinne in jüngster Zeit so in die Höhe geschossen wie bei den Energiekonzernen.
Daran wird sich auch dann nichts ändern, wenn sich das Kartellamt durchsetzt und die langfristigen Lieferverträge von Lieferanten und Stadtwerken gekappt werden. Denn selbst wenn die kleineren Versorger in den Wettbewerb ziehen: Wo sollten sie bei dem bestehenden Energie-Oligopol Erdgas zu einem günstigeren Preis einkaufen?
Noch wichtiger als eine Änderung der Vertragsbeziehungen zwischen Konzern und Stadtwerk ist die Abschaffung der wettbewerbsfeindlichen Preisbindung ans Heizöl. Doch dazu reichen die Arme des Bundeskartellamts nicht weit genug. Dieses Anliegen muss Brüssel endlich in die Hand nehmen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 14.09.2005