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Produktion in Herford
vor der Verdoppelung

Humana Milchunion verhandelt mit neuem Partner

Von Bernhard Hertlein
Everswinkel/Herford (WB). Die Humana Milchunion eG will das Produktionsvolumen für Babynahrung in Herford glatt verdoppeln. Hintergrund sind Fusions- und Kooperationsgespräche mit einem anderen Babynahrungsmittel-Hersteller, die noch in diesem Jahr zu einem Abschluss gebracht werden sollen.
Albert Große Frie: Alle sind unter Ertragsdruck.

Um welchen Partner es sich handelt, ließ das geschäftsführende Vorstandsmitglied Albert Große Frie im Gespräch mit dieser Zeitung noch offen. Als Folge werde Humana mehrere Jahre pro anno 2,5 Millionen Euro in sein »Kompetenzzentrum für Babynahrung« in Herford investieren.
Als weitere Antworten auf die rapid zurückgegangene Geburtenrate verstärkt Große Frie das Auslandsgeschäft und vergrößert das Programm an diätetischen und Spezialprodukten. Im Augenblick steigt vor allem die Nachfrage aus Russland und anderen Staaten Osteuropas. Ein spezielles Ernährungsprogramm für ältere Mitmenschen ist in Planung. Bislang erzielen die 340 Mitarbeiter in Herford noch 80 bis 85 Prozent des Umsatzes mit Kindernahrung.
Gemessen am Umsatz rangiert Humana Milchunion unter den zehn größten Molkereien in Europa. In Deutschland ist sie nach Nordmilch sogar die Nummer 2. Elf bis zwölf Prozent der in der Bundesrepublik produzierten Milchmenge sind hier unter Vertrag. Sogar aus Ostfriesland liefern Landwirte ihre Milch an die Westfalen. »So schlecht kann unser Milchauszahlungspreis also gar nicht sein«, meinte Große Frie.
Der Markanteil der Unternehmensgruppe, die ihren Hauptsitz in Everswinkel im Kreis Warendorf hat, beträgt bei Eiscreme zehn, bei Konsummilch 15 und bei Käse und Speisequark 20 Prozent. Verbraucher kennen die Produkte vor allem unter den Markennamen Humana, Ravensberger, Osterland, Landhof, Casarelli, Golden Cheese, Satro und Sanobub.
Gebremst wird die Milch verarbeitende Industrie in Deutschland weiterhin durch niedrige Marktpreise. »Alle deutschen Molkereien«, sagt Große Frie, »stehen unter einem großen Ertragsdruck.« Er gehe davon aus, dass von den derzeit noch 160 milchverarbeitenden Betrieben in Deutschland am Ende nur 50 übrig bleiben werden. Humana Milchunion werde bei denen dabei sein, die überleben. In Skandinavien sei der Konzentrationsprozess in der Branche schon viel weiter fortgeschritten.
Derzeit führe man allerdings in Everswinkel, von dem erwähnten Fall im Bereich Kindernahrung abgesehen, keine Fusionsgespräche. Die gescheiterten Verhandlungen mit Nordmilch hätten, erklärt Groß Frie, keine größeren Narben zurück gelassen. In einem gemeinsamen Joint venture in Altentreptow investierten derzeit beide Unternehmen zusammen 40 Millionen Euro in eine neuartige Aufarbeitung von Molke für die Arzneimittelindustrie. Das neue Werk werde voraussichtlich am 1. Juni 2006 an den Start gehen.
www.humana.de

Artikel vom 13.09.2005