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45 Patienten
ihrem Schicksal überlassen?

Tote Senioren in Klinik entdeckt

New Orleans (WB/dpa). In New Orleans haben Einsatzkräfte eine grausige Entdeckung gemacht: Im Krankenhaus »Memorial Medical Center« wurden die Leichen von 45 älteren Patienten gefunden. US-Präsident George W. Bush übernahm gestern für mögliche Pannen auf Bundesebene bei der Hurrikanhilfe die Verantwortung.

Wie der TV-Sender CNN gestern berichtete, ist noch unklar, wie die Patienten in dem Krankenhaus ums Leben kamen. Sicher habe die Hitze dazu beigetragen. Nach dem Stromausfall in Folge des Hurrikans funktionierten auch die Klimaanlagen nicht mehr. Zwar sei nicht auszuschließen, dass einige der Patienten bereits vor dem Hurrikan starben, doch sei klar, dass andere ums Leben kamen, während sie darauf warteten, in Sicherheit gebracht zu werden.
Das Krankenhaus war vor einer Woche geräumt worden, nachdem ins Erdgeschoss Wasser eingedrungen war. Nach Angaben der Gesellschafter waren alle Patienten herausgeholt worden. Die offizielle Totenzahl durch Hurrikan »Katrina« erhöhte sich damit auf etwa 450 in Louisiana und Mississippi. Inzwischen wird das Ausmaß der Katastrophe immer deutlicher. Ein Militärsprecher sagte, mehr als 160 000 Häuser seien so stark zerstört, dass sie nicht mehr repariert werden könnten.
Die SOS-Kinderdörfer in den USA haben bekanntgegeben, Hurrikan-Opfer aus New Orleans aufzunehmen. Vor allem Kinder und allein stehende Mütter sollen in den drei Kinderdörfern Chicago, Lockport (Illinois), sowie Coconut Creek (Florida) Obdach finden.
Die Universität Dortmund will studentische Hurrikan-Opfer zu einem Auslandssemester einladen. Im Wintersemester sollen fünf Studierende aus New Orleans ihr Studium in Dortmund fortsetzen. Durch den Hurrikan Katrina seien auch die Universitäten geschlossen, sagte der Initiator, der Amerikanist Walter Grünzweig.
Der Umgang mit den Folgen von »Katrina« habe ernste Probleme bei der Organisation der Katastrophenhilfe offenbart, sagte US-Präsident George W. Bush bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Er wolle wissen, was geklappt und was nicht geklappt habe. Dies sei wichtig für künftige Katastrophen oder Terroranschläge. Bush kündigte für Donnerstagabend eine Fernseh-Ansprache an.
Nach vernichtender Kritik ist der Hauptverantwortliche für die schleppende Hurrikan-Hilfe in den USA zurückgetreten. Ein leitender Beamter aus dem Heimatschutzministerium, David Paulison, übernahm die Geschäfte von Michael Brown.
In New Orleans war gestern der deutsche Botschafter Wolfgang Ischinger vor Ort, der dort die Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) besuchte. »So weit bekannt, sind wir die ersten, die mit einer so großen und einsatzfähigen Hilfstruppe vor Ort sind«, sagte Ischinger. Das THW hilft beim Auspumpen der überfluteten Stadt, auch Kräfte aus Ostwestfalen-Lippe sind dabei.

Artikel vom 14.09.2005