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Mit Rapolder
auf Reisen

Köppel schickt Peiniger für Podolski

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Köln (WB). Uwe Rapolder bleibt sich treu. Mit Arminia Bielefeld fuhr er gelegentlich in ein Kurz-Trainingslager. So machte es der Trainer auch in dieser Woche mit dem 1. FC Köln.

Der 47 Jahre alte Fußball-Lehrer hatte sich schon seit einiger Zeit dazu entschieden, die Mannschaft nach den ersten vier Liga-Spielen aus dem üblichen Übungsbetrieb herauszunehmen und mit einem dreitägigen »Camp« in Bitburg neu zu stimulieren. Der Termin war offenbar in nichts ahnender Voraussicht gewählt, denn ausgerechnet vor dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach steht der Aufsteiger schon an der ersten Weggabel der noch jungen Saison. Auf zwei Siege zum Auftakt folgten zwei Niederlagen. Pleite Nummer drei würde aus dem vermeintlichen Traumstart einen holprigen Beginn machen.
Zuletzt konnten sich die Kölner kaum beruhigen. Beim 1:2 gegen Borussia Dortmund vergaßen sie vor lauter Spielerei das Toreschießen, beim 2:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern zeigte sich, dass eine Schwalbe gelegentlich einen Strafstoß macht. Rapolder zürnte, nachdem Schiedsrichter Fleischer in der Nachspielzeit auf die Umkipp-Kunst des Lauterers Zandi hereingefallen war. Die Kritik am Unparteiischen hätte fast des Trainers Bankkonto belastet. Der DFB-Kontrollausschuss beriet ernsthaft darüber, gegen den Schwaben ein Verfahren zu eröffnen. Er beließ es für dieses Mal bei einem gebührenfreien Denkzettel.
Ein wenig nervös scheinen sie zu sein in Köln. Das liegt auch an Lukas Podolski. Inzwischen über-steigt die nicht mehr normale Verehrung von »Prinz Poldi« bei weitem die Zahl der guten Leistungen in dieser Saison. Das waren nur zwei, und vom Glanzabend beim 4:2 der Nationalmannschaft gegen Südafrika, als Podolski dreimal traf, hatte der FC noch nicht einmal etwas. Beim 3:2 in Stuttgart hinterließ der 20-Jährige seine Visitenkarte als Vorbereiter.
In der Liga ist es seither wie abgeschnitten. Allein vorn drin fühlt sich Podolski unwohl, als »hängende Spitze« hing er zuletzt auch durch. Sein Dortmunder DFB-Auswahlkollege Christian Wörns gab nach dem Borussen-Sieg das einfache Mittel bekannt, mit dem die Verteidiger dem stürmenden Jungstar beikommen können. Es heißt »Durchdecken« und bedeutet, dass der Betreffende auf dem Rasen eine 90-minütige Rundumbetreuung erhält. Auch Gladbachs erfahrener Trainer Horst Köppel erwägt nun, einen Peiniger für Podolski abzustellen. Das muss nicht gleich in »Haut den Lukas« ausarten, auf seinen Fußballstiefeln dürfte jedoch auf alle Fälle jemand stehen.
Es gibt aber auch noch andere Spieler beim 1. FC Köln, auch wenn man dies manchmal kaum glauben mag. Nur zu einer richtigen Stammformation fand der Trainer noch nicht. Viele Verletzte und zahlreiche Neuankünfte verhinderten bisher, dass ein Rapolder-Rädchen ins andere greift. Auch in diesem Punkt wollten sie in Bitburg weiterkommen, um in Köln gleich drei davon gegen den ewigen Rivalen Borussia Mönchengladbach zu holen.

Artikel vom 17.09.2005