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Markus Schuler beschert
von Heesen ein Luxusproblem

Rau, er oder beide: Wer darf gegen Lautern auf der linken Seite spielen?

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Bewegte Zeiten für Markus Schuler: Vor zwölf Tagen die Geburt seiner Tochter, vor drei Tagen endlich der erste Bundesliga-Saisoneinsatz von Beginn an. Es geht aufwärts. Doch nur eines anderen Leid verhalf dem Arminia-Stammspieler der vergangenen Saison zur unverhofften Freud'.

»Erst als Tobias Samstagmittag nach Hause gefahren ist, war ich sicher, dass ich spielen würde«, sagte Markus Schuler. Denn sicher ist: Hätte sich Neuzugang und Platzhalter Rau nicht einen Magen-Darm-Virus eingefangen, Schulers Platz wäre wieder die Reservebank gewesen. Eine Einwechslung in der Bundesliga (Mainz), eine im Pokal (Magdeburg) - die neue Situation hat den 28-Jährigen unzufrieden gemacht. Dass die Partie in Stuttgart für Schuler aus mehreren Gründen ein außergewöhnlich emotionales Erlebnis war, wurde sichtbar, nachdem Roberto Pinto den Ausgleich erzielt hatte. Schuler lief auf eine Fernsehkamera zu, sandte via TV ein Handküsschen aus dem Stadion. Für Maria-Sophie, sein Töchterchen? »Ja«, bestätigte er, »und natürlich für Meggi«, seine Lebensgefährtin.
Jetzt die Freude, zuvor der Frust: Könnte es sein, dass sich Schulers Enttäuschung über den verlorenen Stammplatz negativ auf seine Trainingsmotivation ausgewirkt hatte? Am Freitag während der Abschlusseinheit in Stuttgart konnte man diesen Eindruck bekommen. Schuler musste sich unüberhörbare Kritik sowohl von seinem Trainer als auch von Mannschaftskapitän Mathias Hain gefallen lassen. Mehr als ein Mal hatte der Abwehrspieler sein Gegenüber nicht entschlossen genug am Torschuss gehindert. »Die lange Zugfahrt steckte mir noch in den Knochen. Ich wollte mit einem Sprint keine Verletzung riskieren«, entschuldigte sich Schuler. Ein guter Grund? Für Trainer von Heesen eher eine Ausrede: »Markus muss auch im Training dem Mann hinterhergehen. Das ist doch ganz klar.« War der Trainer überrascht, dass Schuler nach den durchwachsenen Trainingseindrücken eine derart starke Leistung abrufen würde? »Ich habe Markus vor dem Spiel nur gesagt: Heute gibt's keine dicken Beine.« Botschaft angekommen.
Wie Schuler abwechselnd VfB-Star Jesper Grönkjaer und Christian Tiffert das Leben schwer machte, wie er hinter Fatmir Vata Auf- und Abräumarbeit leistete, wie er Stuttgart-Stürmer Gomez das mögliche 1:0 verdarb - Schulers Aktionen hatten Hand und Fuß, er verdiente sich die beste Note aller Feldspieler redlich.
Auch Thomas von Heesen fand für die Leistung des Linksverteidigers nur lobende Worte. Einziger Haken an der Sache: Jetzt hat der Trainer ein Luxusproblem. Wird Tobias Rau, der vergangene Woche beim Team 2006-Spiel in der Türkei eine gute Partie abgeliefert hatte, rechtzeitig zum nächsten Heimspiel gegen Kaiserslautern fit, steht von Heesen vor der Qual der Wahl: Schuler oder Rau? Schuler und Rau? Wie auch immer sich der Coach entscheidet: Einen Fehler kann er kaum machen.

Artikel vom 13.09.2005