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Polizei-Schlag gegen Raubkopierer

25000 Bild- und Tonträger in einer Lagerhalle in Sennestadt beschlagnahmt

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Mehr als 25000 CDs, Musikkassetten, Videos und DVDs aus Russland haben Polizeibeamte jetzt in ein der Lagerhalle eines Großhändlers an der Strothbachstraße in Sennestadt beschlagnahmt. Es soll sich um Raubkopien im Wert von rund 375000 Euro handeln.

»Wir ermitteln wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Urhebergesetz«, bestätigte Staatsanwalt Reinhard Baumgart gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Geschädigte Firmen hätten Anzeige erstattet. Die Verbreitung illegaler Kopien sei von zivilrechtlicher wie von strafrechtlicher Relevanz. Laut Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft hatten die Staatsanwaltschaft, die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen und die Hamburger proMedia GmbH seit Monaten in dem Fall recherchiert.
Der beschuldigte Firmeninhaber und russische Staatsbürger d steht im Verdacht, die zum großen Teil vermutlich illegal hergestellten Bild- und Tonträger in großer Stückzahl aus Russland nach Deutschland importiert und hier an russische Landsleute und russische Kleinhändler weiterverkauft zu haben, ohne die erforderlichen Lizenzen für den deutschen Markt zu besitzen.
Bei den Tonträgern handelt es sich ausschließlich um russisches Musikrepertoire. Gefunden und von der Polizei bei einer richterlich genehmigten Hausdurchsuchung beschlagnahmt wurden rund 20000 CDs, 3000 Musikkassetten und 2100 russisch vertonte DVDs sowie mehr als 350 Videocassetten, die nach jetzigem Ermittlungsstand den Verdacht erhärten, dass der Beschuldigte über Jahre in großem Stil mit Raubkopien gehandelt hat. Beschlagnahmt wurden auch fünf Computer sowie Teile der Buchführung der Firma.
Den Beteiligten drohen Haft- oder Geldstrafen. Das Strafverfahren ist eingeleitet. »Festgenommen wurde bislang aber niemand«, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Reinhard Baumgart. Dafür sei der Fluchtanreiz nicht groß genug. Ohnehin gestalteten sich die Ermittlungen nicht ganz einfach, weil alle mutmaßlichen Kopien russisch beschriftet seien. Außerdem sei bereits beim Bielefelder Landgericht Beschwerde gegen die Beschlagnahme eingelegt worden.
Für Dr. Hartmut Spiesecke von proMedia handelt es sich beim Bielefelder Vertreiber der CDs, DVDs und Tonträger an Russlanddeutsche nicht um einen Einzeltäter, sondern »eine Gruppe, die international vorgeht«. Pro Jahr entsteht der Film- und Phonoindustrie nach seinen Worten durch die Verbreitung von Raubkopien 50 Millionen Euro pro Jahr.

Artikel vom 13.09.2005